Von Carsten Krystofiak, 01.11.2017

In dieser Woche vor 101 Jahr... ...wurde die Revolution ausgetrickst.

Am Ende des Ersten Weltkriegs entfachten meuternde Matrosen in Kiel eine Revolte nach Vorbild der russischen Revolution von 1917. Daraus entstand ein Flächenbrand. Auch in Münster befürchteten die militärischen Machthaber Gewalt in den Straßen.

Und tatsächlich: Der Aufruhr entzündete sich in der Aegidii-Kaserne (heute Aegidiimarkt). Sicherheitshalber wurden u.a. an der Ecke Grevener-/Steinfurter Straße Maschinengewehre aufgestellt, doch die Mannschaften verweigerten bereits den Schießbefehl.

Dem cleveren Oberst gelang in Münster derselbe Trick wie Friedrich Ebert im ganzen Reich.

Die Meuternden bekamen Verstärkung von Profi-Revoluzzern aus Berlin, die mit dem Zug anreisten. Unter roten Fahnen wogte die Menge durch Münster und öffnete die Gefängnisse. Etliche Gewaltkriminelle erklärten sich spontan zu politischen Gefangenen, um die Befreiung zum Untertauchen zu nutzen. Das Lumpenproletariat aus Überwasser freute sich zwar über Freischnaps, hatte aber ansonsten ebenfalls kein Interesse an Revolution. Aus Frust beschlossen die Roten, den nächstbesten General aufzuhängen. Doch die Generalität hielt sich wohlweislich versteckt.


Schließlich handelte ein schlauer Oberst: Da zu einer roten Revolution ein „Arbeiter- und Soldatenrat“ (Rat = russ. Sowjet) als politisches Organ gehörte, gründete er kurzerhand selbst einen und gewann einige zuverlässige Sozis als Partner. Damit beruhigte er die Lage – dann ließ er die Räte überrumpeln und festnehmen. Somit war die Revolution ohne einen Gewehrschuss beendet. Münsters Bürgertum atmete auf.

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