Von Carsten Krystofiak, 14.03.2018

In dieser Woche vor 30 Jahren... ...starb der Geschichtsbereiniger.

Als die deutsche Armee 1914 nach dem „Schlieffen-Plan“ durch Belgien marschierte, kam sie den Franzosen zuvor, die dasselbe aus der anderen Richtung geplant hatten. Doch die Deutschen sahen sich durch Partisanen – sog. „Franktireurs“ – mit einem heftigen Guerillakrieg konfrontiert. Die militärische Antwort fiel ebenso heftig aus. Beide Seiten verübten Massaker.

Die historische Debatte über das Kapitel war ein Hin und Her: Nach dem Ersten Weltkrieg bekam Deutschland die alleinige Kriegsschuld zugeschoben, damit fielen die Missetaten der Freischärler unter den Tisch. 1930 einigten sich Frankreich und Deutschland auf gegenseitige Anerkennung der eigenen Gräueltaten. Nach 1945 war damit wieder Schluss.

Bloß keine alten Geschichten aufwärmen, sonst klappt‘s nicht mit der europäischen Einigung! Schöller erledigte das diskret.

Um das heikle Thema endgültig unter den Teppich zu fegen, beauftragte die Bundesregierung 1958 den Münsteraner Peter Schöller mit einer neuen Untersuchung, obwohl er eigentlich nur Assistent am Institut für westfälische Volkskunde war. Das Forschungsergebnis sollte möglichst keine Animositäten bei der deutsch-französischen Verständigung, bei wichtigen Wirtschaftsverträgen und der NATO-Einbindung der BRD aufkommen lassen.


Schöller lieferte wie bestellt und kam zu dem Schluss, dass die Gräuel der Guerillas nur eingebildet waren. Zwei Jahre später wurde er Geographieprof. an der Uni Münster. Generationen von Historikern übernahmen sein Narrativ. Heute ist das Bild differenzierter. Schöller starb ausgerechnet im Jahr seines Pensionsantritts.

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