Von Carsten Krystofiak, 29.07.2020

In dieser Woche vor 4 Jahren …

…entdeckte die Türmerin das Feuer.

Seit 1376 wacht ein Türmer über Münster. 60 Meter über dem Prinzipalmarkt, 300 ausgetretene Stufen im Kreis aufwärts, in der zugigen Türmerkammer, bei Wind und Wetter. Das Amt ist städtisch, den Aussichtslatz mietet die Kommune von der Kirche. Martje Saljé ist die erste Frau in ihrem Amt und ein Glücksgriff für das Stadtmarketing. Nicht alle Vorgänger erledigten den Job so gut wie sie: In alten Stadtchroniken liest man oft Beschwerden über unzuverlässige Turmwächter, die sich statt auszupassen, mit Weibsbildern vergnügten, im Suff einpennten oder ihren Pisspott auf die Köpfe der Passanten ausleerten. Da hat die musikalische Historikerin mehr Disziplin: Täglich außer dienstags tutet sie von neun bis Mitternacht alle 30 Minuten in das olle Kupferhorn, danach kann man die Uhr stellen.

Traditionell warnt der Ausguck vor zwei Gefahren: vor Feuer und feindlichen Marodeuren. Letztere sind heutzutage von dort oben schwer auszumachen, weil der Blick auf die Bahnhofsgegend verbaut ist. Doch im Sommer 2014 entdeckte die Türmerin tatsächlich ein Feuer – vor dem ersten Notruf bei der Feuerwehr! Beim Blick in Richtung Norden stellte Saljé Rauchentwicklung im Bereich Wienburgpark fest und informierte die Feuerwehr-Leitstelle, zu der die Türmerstube über eine Direktleitung verfügt.


Es handelte sich zwar ehr um ein Püffchen, als eine Feuersbrunst, – es brannte ein Häufchen Gartenabfall und Laub – aber immerhin hat das gebürtige Nordlicht aus Bremen gezeigt, dass das Türmeramt mehr als nur Folklore ist…

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