Von Carsten Krystofiak, 30.03.2011

In dieser Woche vor 24 Jahren...

...starb Prof. Bauermann.

Ausgerechnet im Kriegsjahr 1939 wurde Prof. Johannes Bauermann Direktor des Westfälischen Staatsarchivs am Hörstertor. Hier lagerten die wichtigsten und wertvollsten Akten des Münsterlandes, das schriftliche Gedächtnis der Region.

Als es 2009 im Staatsarchiv brannte, war nicht die Royal Ai

Als der Bombenkrieg nach Münster kam, war das Archiv in akuter Gefahr. Heulten die Sirenen, griff Bauermann in seiner Wohnung in der Raesfeldstraße den Mantel und rannte los. Aber nicht in den Luftschutzkeller, sondern auf den Dachboden des Staatsarchivs, bereit, Westfalens Geschichte eigenhändig mit Decken und Sandeimern vor den Phosphorbomben zu retten.


Damit machte er sich allerdings strafbar: Bei Fliegeralarm war es streng verboten, sich auf der Straße aufzuhalten. Ein paarmal wurde er erwischt und zum Trümmerräumen abkommandiert.

Aber der Prof. war ein Wissenschaftler, über den seine Mitarbeiter sagten: »Der kommt auf Ideen, auf die sonst keiner kommt.« Statt eigenen Mantel und Hut, nahm er beides von seiner Gattin und verließ er das Haus als Frau verkleidet. Dank der allgemeinen Verdunklung funktionierte die Tarnung perfekt. Doch neugierige Nachbarn verfolgten das Treiben des Professors...

Nachdem er Westfalens Geschichte heil durch den Krieg retten konnte, hatte seine Travestie ein Nachspiel: Er wurde vom Kultusminister vorgeladen: Es gebe Zeugen dafür, dass er nachts heimlich Frauenkleider trage. Man müsse daraus schließen, dass er »abseitig veranlagt« sei! Für einen Beamten damals undenkbar!
Der Prof. konnte die Sache aufklären und blieb bis 1961 Leiter des Staatsarchivs. Nachbarn gegenüber war er seitdem misstrauisch...

Als es 2009 im Staatsarchiv brannte, war nicht die Royal Air Force schuld, sondern Hooligans. Die Feuerwehr kam auch nicht in Frauenkleidern.

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