Von Carsten Krystofiak, 06.04.2011

In dieser Woche vor 71 Jahren...

...zog Heinrich Lankenau in die Villa ten Hompel.

Der neureiche »Zementkönig« Rudolf ten Hompel hatte sich eine dicke Villa am Kaiser-Wilhelm-Ring gebaut. Dummerweise hatte er auch das Finanzamt beschissen und so wurde seine Villa gepfändet.

Ab April übernahm die Ordnungspolizei das Protzgebäude. Neuer Hausherr wurde Heinrich Lankenau. Dessen Dienstherr war Heinrich Himmler, Chef der Deutschen Polizei und »Reichsführer SS«, hinter vorgehaltener Hand auch als »Reichsheini« verlacht. Himmler ernannte Lankenau in Westfalen zum Befehlshaber der Ordnungspolizei, durch den Abkürzungs-fimmel der Nazis offiziell zu BdO zusammengestrichen. Himmler kam seinen BdO sogar mal besuchen, bei einer Blitzvisite in Münster, bei der er im noblen Hotel Fürstenhof am Verspoel abstieg, das später zum Kino umgebaut wurde.

Lankenau (r.) schickt seine Polizisten in den Osten

Lankenau hat nie einen Menschen misshandelt; er war der typische Schreibtischtäter: Er stellte aus Polizeizügen Wachmannschaften für Deportationen und für das Ghetto von Warschau zusammen. Seine vierzig Büromitarbeiter fanden, dass er ein sehr netter und gutmütiger Chef war. Im Frühling 1941 freute er sich über seine Ernennung zum SS-Brigadeführer, das entspricht immerhin einem Generalmajor. Die Ernennungsurkunde mit Hitlers Unterschrift rahmte er sich stolz über seinem Schreibtisch ein.


Nach Kriegsende ging er ironischerweise wie Rudolf ten Hompel in die Zementindustrie. Als Rentner schrieb er ein Buch über seine Polizeieinheiten im Kriegseinsatz: Natürlich hatte sie niiie etwas verbrochen... Lankenau starb als über 90jähriger Pensionär in Ostwestfalen.

Der nette Chef Lankenau (r.) schickt seine Polizisten mit Stahlhelmen in den Osten, wo sie nicht nur den Verkehr regeln...

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