Von Carsten Krystofiak, 25.01.2023

In dieser Woche vor 102 Jahren…

…wurden die Juden ausgeladen.

Dass das deutsche Kaiserreich Anfang 1921 schon über zwei Jahre Geschichte war, hinderte Münsters Studentenverbindungen nicht daran, den 50. Jahrestag der Reichsgründung von 1871 mit einer Riesenparty zu feiern. Dabei kam es zum Eklat, denn die jüdische schlagende Verbindung „Rheno-Bavaria“ von 1918 wurde von den Feierlichkeiten ausgeschlossen. Die rund 50 jüdischen Korpsstudenten beschwerten sich beim Rektor der Uni, hatten aber damit keinen Erfolg, obwohl die mosaischen Bundesbrüder ebenso deutschnational dachten, wie ihre katholischen Kommilitonen. Dafür mussten die geladenen Verbindungsstudenten die Festrede des jüdischen Philosophie-Professors Max Ettlinger „schweren Herzens ertragen“, wie sie in einer späteren Stellungnahme formulierten. 

Siebenarmiger Leuchter und Mensur: Münster jüdische Studentenkorps

Im Lauf des Jahres gründete sich noch eine zweite jüdische Studentenverbindung in Münster. Beim nächsten Kaiserreich-Jubiläum 1931 hatten sich allerdings beide wieder aufgelöst, sodass die bereits in radikal-völkisches Fahrwasser abgedrifteten Korps unter sich blieben. Lange währte die Freude allerdings nicht: 1937 verboten die Nationalsozialisten alle Studentenverbindungen…

Lange währte die Freude allerdings nicht: 1937 verboten die Nationalsozialisten alle Studentenverbindungen…

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