Von Carsten Krystofiak, 05.09.2012

In dieser Woche vor 23 Jahren...

schlug die IRA in Münster zu.

Freitagnachmittag - endlich Wochenende! Auch in der englischen York-Kaserne am Albersloher Weg. Zwei britische »Squaddies« (Soldaten) machen sich in Zivilkleidung auf den Weg in die Innenstadt. Sie sind noch nicht weit gekommen, als ein Auto neben ihnen anhält. Der Beifahrer fragt die beiden auf Englisch, ob sie ihm sagen könnten, wo es denn hier nach Dortmund geht. Als die Tommys hilfsbereit und ahnungslos näherkommen, eröffnet der Beifahrer das Feuer aus einem Sturmgewehr. Die beiden Soldaten brechen schwer getroffen auf dem Albersloher Weg zusammen, das Auto rast unerkannt davon.

Die Soldaten und ihre Familien reagierten mit Galgenhumor: »Frag‘ nicht! - Ich weiß nicht, wo Dortmund ist!«, wurde unter den Tommys zum geflügelten Wort.

Das Attentat kam nicht völlig unerwartet. Nur Wochen zuvor verübte die IRA einen Sprengstoffanschlag in Osnabrück; in Unna ermordete sie die deutsche Ehefrau eines britischen Soldaten. Doch mit einem »Drive-by-shooting« rechnete niemand.


Die Fahndung nach den Tätern verlief ergebnislos. Die Schwerverletzten wurden in britische Militärkrankenhäuser eingeliefert. Die Nachricht verbreitete sich sofort in der ganzen Stadt; Münster war entsetzt. Wenige Stunden später bekennt sich die IRA durch einen Anruf in einer Dubliner Nachrichtenagentur zu dem Anschlag.

Die Soldaten und ihre Familien reagierten mit Galgenhumor:
»Frag‘ nicht! - Ich weiß nicht, wo Dortmund ist!«, wurde unter den Tommys zum geflügelten Wort.

Irischer Terror in Münster: Vom Kugelhagel am Albersloher Weg blieben Einschüsse in der Kasernenmauer zurück.

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