Von Carsten Krystofiak, 06.03.2013

In dieser Woche vor 111 Jahren...

fand der Prozess gegen die Seherin statt.

Anna Katharina Emmerick wurde bei Coesfeld geboren und trat mit 28 Jahren in das Augustinerkloster in Dülmen ein. Doch das Kloster wurde bald darauf säkularisiert und Emmerick wurde Haushälterin bei einem Pfarrer. Dort wurden ihren chronischen Erkrankungen und Schmerzen so schlimm, dass sie bald nur noch bettlägerig war.

Gleichzeitig bekam sie jedoch oft mystische Visionen und wurde als »Seherin« in der Region bekannt. Als an ihrem Körper auf rätselhafte Weise Stigmata - die Wundmale Christi -
erschienen, war die Sensation perfekt. Doch dem Staat Preußen missfiel das Aufsehen und die Behörden ordneten eine gerichtliche Untersuchung wegen Verdachts des Betrugs an.

Als Sachverständiger wurde u.a. der münsteraner Homöopath Clemens von Bönninghausen gehört. Die Gutachter kamen zu dem Schluss, dass die Wundmale nicht übernatürlichen Ursprungs seien, konnten aber auch keine andere Ursache nachweisen.

Seltsame Wunden und Visionen: Das düstere Sterbezimmer der münsterländischen Mystikerin ist heute eine Gedenkstätte.

Der Romantik-Schriftsteller Brentano interessierte sich für den Fall und reiste nach Dülmen. Er besuchte Anna Katharina oft und schrieb ihre Erinnerungen auf, die er zu einem Buch und einer Biographie Emmericks verarbeitete.


1824 starb die Mystikerin mit 50 Jahren. 2004 wurde sie seliggesprochen. 2010 fand man bei Bauarbeiten in Buldern eine mumifizierte Frauenhand, die Emmerick zugeschrieben wird.

Seltsame Wunden und Visionen: Das düstere Sterbezimmer der münsterländischen Mystikerin ist heute eine Gedenkstätte.

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