Zeitzeichen
Von Carsten Krystofiak, 16.10.2013
In dieser Woche vor 84 Jahren...
war das Oktoberfest am Kilimandscharo.
Die Halle Münsterland wurde vor allem für Viehauktionen und Sportereignisse genutzt. Nun sollte die erste Verbrauchermesse stattfinden und den Umsatz des Einzelhandels in der Innenstadt ankurbeln. Es folgte ein Lehrbeispiel dafür, was passiert, wenn zuviele Akteure in einem Projekt herumrühren:
Die Kaufmannschaft wollte das Event mit einer Reiterparade in historischen Kostümen des Mittelalters bewerben. Die Halle Münsterland konzipierte die Messewoche als Volksfest. Weil die Gesamtorganisation beim Frauenverein der deutschen Kolonial-Liga lag, brachten diese auch noch das Thema Afrika in die Sache ein.
Aus den einzelnen Schwerpunkten wurde zusammen das »Oktoberfest am Kilimandscharo« mit Gilden-Kostümumzug. Die Messestände der Einzelhändler wurden als »afrikanisches Urwalddorf« inszeniert - oder dem, was sich münsteraner Werbe-Dekorateure darunter vorstellten. Der Slogan des afrikanischen Oktoberfestes hieß dazu »Münster einst und jetzt«.
Trotz des kuriosen Durcheinanders war die Messe ein Erfolg: Siebentausend Konsumenten aus dem Münsterland interssierten sich für die Angebote der Kaufmannschaft.
Wegen der Wirtschaftskrise war die Veranstaltung weiterer Verbrauchermessen schwierig. Das führte zu unrentablen Leerständen. Die Nazis füllten zwar die Halle, doch der Bombenkrieg verhagelte die Bilanz bald endgültig.
Die perfekte Synthese von Afrika und Oktoberfest erfand Jahrzehnte später Billy Mo mit seinem Tirolerhut-Song.
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100 Zeitzeichen aus der na dann-Serie. 212 Seiten, Oktober-Verlag
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