Von Carsten Krystofiak, 02.04.2014

In dieser Woche vor 13 Jahren...

eröffnete Münsters Konsumraum.

Münsters offene Drogenszene war lange am Lambertibrunnen. Mit der Umgestaltung des Bremer Platzes vom Busbahnhof zum Park entdeckten auch die Junkies die Vorzüge der Grünoase in Bahnhofsnähe. Das sorgte für unschöne Begleiterscheinungen: Offener Konsum in Hauseingängen, Spritzen auf dem Kinderspielplatz.

Die Initiative Indro e.V. setzte sich 1991 für einen Drogenkonsumraum ein, in welchem sich Junkies unter hygienischen Bedingungen ihren Schuss setzen und ein Beratungsangebot annehmen können. Einen solchen »Druckraum« gab es bis dahin nur in Frankfurt am Main und in Bremen. Beide Modelle waren halbillegal und wurden nur polizeilich geduldet.

Rinnstein an der Bremer Straße: Nicht nur Kaugummis und Zigarettenkippen...

Indro beantragte das Projekt bei der Landesregierung von NRW. Es folgten zehn Jahre lokalpolitischen Streits! Schließlich reiste Münsters CDU-Ratsfraktion nach Frankfurt, um den dortigen Konsumraum zu besichtigen. Anschließend gab der Stadtrat grünes Licht.
Der Raum mit behördlicher Betriebsgenehmigung wurde von der NRW-Gesundheitsministerin eingeweiht.


Seitdem ist Münsters Druckraum einer von 12 in NRW und von 26 in ganz Deutschland, und das obwohl Münster nur eine mittelgroße Stadt mit überschaubarer Drogenszene ist. Natürlich haben sich nicht alle Erwartungen in das Projekt erfüllt. Nicht alle Junkies nehmen das »safer use«-Angebot an, sondern spritzen weiterhin in der Öffentlichkeit. Und Münsters Drogenszene hat sich auf stabilem Niveau institutionalisiert.

Rinnstein an der Bremer Straße:
Nicht nur Kaugummis und Zigarettenkippen...

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