Von Carsten Krystofiak, 16.04.2014

In dieser Woche vor 45 Jahren...

streikten die Bauingenieure.

Seit 1968 hatte man sich beinahe schon an protestierende Studenten gewöhnt. Ob Vietnamkrieg, Notstandsgesetze. Springerpresse oder Atomkraft: es mangelte nicht an Themen, die die Studis auf die Straßen trieben – typischerweise aus den üblichen Fakultäten, Soziologie und Politik.
Doch nun demonstrierten auch noch die als unpolitisch und fleißig bekannten Studis der staatlichen Ingenieurschule für Bauwesen.

Anlass waren keine höheren Gesellschaftsumwälzungen, sondern ihre konkrete Ausbildungsqualifikation. Bis dahin gab es nämlich eine Fülle parallel existierender Höherer Schulen und Akademien für alles Mögliche. Diese sollten zu einem Hochschulmodell zusammengefasst werden. Doch der entsprechende Gesetzesentwurf reichte den Studis nicht, sie wollten bessere Ausbildungsstandards, um in der Europäischen Wirtschaftsgemeinschaft (EWG) konkurrenzfähig zu bleiben. Diesem EU-Vorläufer gehörten Frankreich, Deutschland, Italien und die Benelux-Länder an.

Vermutlich kein Absolvent der Fachhochschule für Bauingenieurwesen...

Studis aus Münster und Burgsteinfurt kündigten einen Vorlesungsstreik an, der sich zum Semesterboykott ausweitete. In Münsters City kam es zu Demonstrationen. Schließlich einigten sich die Ministerpräsidenten der Länder auf Reformen und einheitliche Zugangsvoraussetzungen. Zwei Jahre später wurde die FH Münster im Hüfferstift gegründet.


Vermutlich kein Absolvent der Fachhochschule für Bauingenieurwesen...

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