Page 13 - Galerie KW 12 – Kammertheater Der Kleine Bühnenboden
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na dann... 12/2021
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Hölters: Wie beschreibst du deinen persönlichen künstlerischen An- spruch?
Haller: Mir geht es um das Geschich- tenerzählen, wie, in welcher Ästhetik ergibt sich dann oft während der Ar- beit. Ich möchte, dass das Publikum das Theater anders verlässt, als es he- reingekommen ist: ein Gedanke, ein Gefühl mehr oder anders – gut oder schlecht ist dabei egal. Irgendwas soll in Bewegung geraten sein. Ich versu- che auch so eine Art „Artenschutz“ für Menschen zu betreiben, die nicht komplett der Norm entsprechen. Alle sollen auch einen sicheren und freien Ort haben.
Haller: Hast du als Theatermachen- der ein Sendungsbewusstsein? Hölters: Ich mache Stücke, die mir gefallen, mit Schauspielerinnen und Schauspielern, mit denen ich gerne zusammenarbeite, habe Bilder und Ideen dazu im Kopf. Dann kommt eine kurze, intensive Probenphase und dann raus damit. Und wenn es dann unserem Publikum gut gefällt, freue ich mich.
Hölters: „Bretter, die die Welt be- deuten“ – ein oft verwendeter Aus- spruch. Hat er für dich Relevanz? Haller: Ja, eine Wirklichkeit zu er- schaffen, die sich an der realen Wirk- lichkeit reibt und andere Ansichten, Wahrnehmungen zurückspielt. Die- se Bretter funktionieren ja auch wie
 Hölters: Der Bübo existiert am 1. Mai 38 Jahre. Erinnerst du dich noch an deinen Anfang, nachdem du das Theater übernommen hast?
Haller: Los ging es 2010. Die Familie der plötzlich verstorbenen Gründerin Marianna trat an mich mit der Frage heran, ob ich mir vorstellen könne den Bübo zu leiten. Eine große Ehre und gleichzeitig eine Herausforde- rung, der ich mich gerne stellte. Also ging ich daran mir einen Überblick zu verschaffen, mich da reinzufuchsen. So habe ich die eine und andere Nacht im Theater verbracht, auch um ein Gefühl für den Raum zu bekommen. Klingt bekloppt, ich weiß. Dann hab ich relativ schnell eine erste Inszenie- rung gemacht, „RATTENJAGD“ von Peter Turrini, mit Maria Goldmann, der Tochter der Gründerin – und bei so einem Abend haben wir uns dann ja nach langer Zeit wiedergetroffen. Und schnell war klar, dass du und ich das Haus gemeinsam leiten wollten.
Haller: Wie würdest du unser Thea- ter charakterisieren?
Hölters: So wie unser „Untertitel“ es schon sagt, das „Theater auf Augen- höhe“, immer nah dran am Publi- kum, immer nah dran an den Schau- spieler*innen und Regisseur*innen. Und damit in Münsters Theaterland- schaft einzigartig.
Toto Hölters (li.) und Konrad Haller leiten seit 2010 den Kleinen Bühnenboden
Foto: Hanno Endres
 






















































































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