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 na dann... 43/2021
kinokritiken 5
    French Dispatch
(sirk) Die Liebe des Filme- machers Wes Anderson zu Frankreich und zum Maga- zin The New Yorker ist be- kannt. Verständlich, dass der kreative Tausendsassa (Moonrise Kingdom, Grand Budapest Hotel) irgend- wann auf die Idee kommen musste, diese beiden Lie- ben in einem Film zu verei- nen. Seine Tatsachenberich- te aus dem (fiktiven) franzö- sischen titelgebenden Ma- gazin, wie beispielsweise die Geschichte eines Mör- ders (Benicio del Toro), der seine französische Gefäng- niswärterin (Léa Seydoux) zur Muse macht und damit durch Zufall zum Malerge- nie wird oder die Geschich- te einer Entführung, die zu- gleich eine Restaurantkri- tik ist, wird von Anderson in seiner ganz eigenen, ty- pischen Art (im Comic-Stil, oder mit aufgeschnitten Ku- lissen) erzählt. Verkörpert von unzähligen A-Stars aus Hollywood entstand so ein kleines, poetisches Meister- werk, eine Ode an den Jour- nalismus, das bzw. die man nicht verpassen sollte. Her- ausragend.
108´ Cinema
Cry Macho
(bouda) Clint Eastwood ist zurück und das mit 91 Jah- ren! In fast ebenso vielen Filmen stand er vor oder hinter der Kamera. East- wood spielt in der Haupt- rolle, den gescheiterten Pferdezüchter und Rodeo- reiter Mike Milo. Er lebt zurückgezogen auf sei- ner Ranch. Weil sein ehe- maliger Boss Howard ihm in früheren Jahren auf die Beine geholfen hat, soll Milo jetzt dessen uneheli- chen Sohn, der in Mexiko bei seiner Mutter lebt, ent- führen und in die USA zu- rückbringen. „Cry Macho“ ist ein ganz vergnüglicher und sehr versöhnlicher Neo-Western. Clint East- wood inszenierte ihn, mit epischen Bildern des Wil- den Westens und gefäl- liger Countrymusik, ge- wohnt souverän als weite- res Alterswerk.
104´ Schloßtheater
The Last Duel
(sirk) Marguerite de Car- rouges (Jodie Comer) sagt, sie sei von einem Freund ihres Mannes vergewal- tigt worden. Der Beschul- digte (Adam Driver) strei- tet alles ab, der Ehemann (Matt Damon) fordert ihn zum Duell. Wie in Kurosa- was Meilenstein Rasho- mon entscheidet sich das Drehbuchautoren-Trio (da- runter Damon, Ben Affleck und Nicole Holofcener) da- für, die Geschichte auf mo- derne, multiperspektivi- sche Weise zu erzählen und gesteht den drei Figu- ren in drei Kapiteln ihre ei- gene Wahrheit zu. Im Zeit- raum zwischen 1370 und dem Jahr des Duells, 1386, wird gezeigt, wie sich die Beziehung zwischen dem schroffen und impulsiven de Carrouges und dem ge- sellschaftlichen Aufsteiger Le Gris zunehmend ver- kompliziert. Regisseur Rid- ley Scott findet trotz des obligatorischen Schlacht- getümmels die Ruhe für eine schonungslose Ge- schichte über die misogy- nen Männer des 14. Jahr- hdts. Sehenswert.
153´ Cineplex
Supernova
(sirk) Demenz zum drit- ten. Diesmal als Lovesto- ry. Nach der Vater-Tochter- (The Father) nun eine Paar- beziehung, wunderschön und traurig. In idyllische und zugleich leicht melan- cholische Landschaftsauf- nahmen getaucht, geht
es um zwei Männer, Sam und Tusker, die sich lie- ben (herausragend verkör- pert von den Freunden Co- lin Firth und Stanley Tuc- ci). Zusammen machen
sie eine letzte Reise, wit- zeln und necken sich wie früher, aber die Folgen der Demenz-Krankheit sind nicht zu übersehen. Re- gisseur und Drehbuchau- tor Harry Macqueen (im Hauptberuf Schauspieler) zeigt zu Beginn den Ster- nenhimmel mit einer Su- pernova. Danach ist alles im Fluss, ob intergalaktisch oder zwischenmenschlich, Austausch und Respekt auf höchstem Niveau. Toll. Nicht verpassen.
78´ Cinema



















































































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