Page 10 - pixelbook KW 02/2022
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10 kinokritiken (mehr unter www.nadann.de/rubriken/kino/filmsuche/)
na dann... 02/2022
     French Dispatch
(sirk) Die Liebe des Filme- machers Wes Anderson zu Frankreich und zum Maga- zin The New Yorker ist bekannt. Verständlich, dass der kreative Tausendsassa (Moonrise Kingdom, Grand Budapest Hotel) irgend- wann auf die Idee kommen musste, diese beiden Lie- ben in einem Film zu ver- einen. Seine Tatsachen- berichte aus dem (fikti- ven) französischen titelge- benden Magazin, wie bei- spielsweise die Geschichte eines Mörders (Benicio del Toro), der seine französische Gefängniswärterin (Léa Sey- doux) zur Muse macht und damit durch Zufall zum Malergenie wird oder die Geschichte einer Entfüh- rung, die zugleich eine Res- taurantkritik ist, wird von Anderson in seiner ganz eigenen, typischen Art (im Comic-Stil, oder mit aufge- schnitten Kulissen) erzählt. Verkörpert von unzähligen A-Stars aus Hollywood ent- stand so ein kleines, poeti- sches Meisterwerk, eine Ode an den Journalismus, das bzw. die man nicht verpas- sen sollte. Herausragend.
108´ Cinema
Adam
( jonny) Die junge Samia sucht verzweifelt nach Arbeit, doch als unverhei- ratete, schwangere Frau
in Marokkos Metropole Casablanca bietet ihr nie- mand eine Chance. Nie- mand, bis auf Alba, die alleinerziehende Mutter einer achtjährigen Toch- ter, welche zunächst nur aus Mitleid handelt. Doch Albas Tochter schließt die Fremde sofort in ihr Herz, welche sich obendrein
als echte Hilfe in ihrer Backstube entpuppt. Mit der Zeit entsteht eine tiefe Freundschaft zwischen den beiden Frauen, doch die gemeinsame Zukunft ist mit der bevorstehenden Geburt ungewiss... „Adam“ zeigt im ruhigen Erzählstil den Alltag zweier marok- kanischer Frauen, die sich in einer männerdominier- ten Gesellschaft zurecht- finden müssen. Mit ihrem Spielfilmdebüt sorgt die marokkanische Regisseurin Maryam Touzani für große Emotionen, ohne es im Ansatz zu erzwingen.
101´ Cinema
West Side Story
(sirk) Leonard Bernsteins euphorisierendes, musi- kalisches Kleid für Shake- speares Romeo-und-Ju- lia-Drama im New York
der 50er Jahre. Eine junge Liebe vor dem Kampf zweier rivalisierender Ban- den. Mit reichlich puerto ricanischem Mambo und amerikanischem Pathos. Hier in einer Neufassung von Steven Spielberg. 60 Jahre nach dem zehnfa- chen Oscar-Gewinner-
film von Jèrome Robbins und Robert Wise wünschte Spielberg eine Neufassung. Auch, weil die Themen Rassismus, MeToo und Jugendkriminalität aktu- eller denn je sind. Zusam- men mit Autor Tony Kus- hner und Kameramann Janusz Kaminski findet Spielberg die passende Chemie zwischen Bild, Text, Ton und Anspruch genauso wie seine Haupt- darsteller Rachel Zegler als Maria und `Baby Driver` Ansel Elgort als Tony. Ein Meisterwerk. Gute Laune inklusive. Bitte unbedingt im Kinosaal genießen!
156´ Cinema
In den Uffizien
(mex) Die Uffizien, eins der größten Museen der Welt. Wer zum ersten Male durch die Säle dieses gewaltigen Apparates wandelt, mag sich womöglich erschlagen füh- len, angesichts der schieren Anzahl kunsthistorisch her- ausragender Exponate. Bot- ticelli, Caravaggio, Miche- langelo, da Vinci, Tizian... die großen Meister sind versam- melt. Nicht von ungefähr rät ein Mitarbeiter dem stau- nenden Publikum, für einen ernsthaften und entspannten BesuchmindestensfünfTage einzuplanen. Ein Kollege von ihm berichtet von der Taktik moderner Museumsgänger, das Handy die Hauptaufgabe erledigen zu lassen: Hier ein schneller Knipser Richtung Venus, dort ein freches Selfie mit Raffaels Selbstportrait. Alles ist möglich in diesem, im 16. Jahrhundert entstan- denen, fantastischen Paral- leluniversum. Nebenbei noch keck dem deutschen Direktor Eike D. Schmidt bei der Arbeit über die Schulter geschaut. Ein fantastischer Dokumen- tarfilm über lebendige Kunst, der man dann schlussend- lich von Herzen eine größere Bedeutung in der profanen Welt wünschen mag.
100´ Schloßtheater

















































































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