Page 6 - pixelbook KW 30/2022
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6 kinokritiken (mehr unter www.nadann.de/rubriken/kino/filmsuche/)
na dann... 30/2022
Corsage
(bouda) Der Film „Corsage“ von Marie Kreutzer hat mit dem Kitsch der Sissi-Filme gar nichts gemeinsam. Der neue Film setzt dort an, wo die Alten geendet haben. Er zeigt eine Monarchin, die des Repräsentierens überdrüssig ist. Sie begehrt auf, raucht, schneidet sich die Haare ab und lässt sich nichts gefallen. Sie möchte mitreden bei politischen Entscheidungen. Klug und sensibel versucht Kreutzer die Kaiserin zu porträtie- ren, die sich mit der Passi- vität ihrer Rolle nicht mehr abfinden will.
114´ Cinema
Rifkin's Festival
mex) Da ist er wieder. Der neue Allen, der alte Allen. Man kann es drehen wie man will. Mit zuverlässiger Regelmäßigkeit bringt der inzwischen 86jährige Re- gisseur immer noch im Jah- resrhythmus Film auf Film in die Kinos. Und zumeist begegnet einem dann der hilflose Intellektuelle, aus- geliefert dem ewigen Hin und Her eines ihm über den Kopf wachsenden cha- otischen Lebens. Immer auf der Suche nach den großen Antworten auf die ewigen Fragen des Daseins. Mort Rifkin (Wallace Shawn) heißt er diesmal. Der Exper- te für Kino und gescheiter- ter Schriftsteller reist mit seiner deutlich jüngeren Frau Sue (Gina Gershon) zum Filmfestival nach San Sebastian. Nur um dort sein typisches Woody-Al- len-Abenteuer zu erleben, den Balanceakt zwischen Liebe, der großen Ernüchte- rung und dem immerwäh- renden Staunen. Jedoch: so unterhaltsam und kurzwei- lig ist das dem Altmeister des amerikanischen Kinos schon lange nicht mehr ge- lungen. Sehenswert.
92´ Schloßtheater
Liebesdings
(jonny) Marvin Bosch (Elyas M’Barek) ist ein gefeierter Filmstar in Deutschland und seine Karriere ist auf dem abso- luten Höhepunkt. Doch ein verhängnisvolles Interview mit der Boulevard-Journa- listin Bettina Bamberger zwingt Marvin dazu unter- zutauchen. Zuflucht findet er in dem alternativen The- ater „3000“, das von der Feministin Frieda geleitet wird. Obwohl Frieda nicht viel von Marvin hält könn- te er ihr von Nutzen sein, schließlich steht das The- ater kurz vor dem finanzi- ellen Ruin. Für Marvin ist das gleichzeitig die Gele- genheit, sein Image wieder aufzupolieren... Neben all der gut gemeinten Diver- sität und „Wokeness“ von welcher die Komödie „Lie- besdings“ nur so strotzt, hat man leider vergessen eine Geschichte zu erzäh- len, die sich zumindest an- satzweise echt anfühlt.
100´ Cineplex
Karlchen – das
große Geburtstags-
abenteuer
(sirk) Der junge Hase Karl- chen stammt aus der Feder von Rotraut Susanne Berner. Von der 1948 in Stuttgart geborenen und in München lebenden Grafikerin, Illus- tratorin und Kinderbuch- autorin sind inzwischen 15 Karlchen-Bücher erschie- nen. Die erste Geschichte für die große Kinoleinwand taucht in keinem dieser Bücher auf. Dafür stellt Karlchen zu Beginn seine Familie und seine Freunde vor. Im Anschluss beglei- ten die jüngsten Kinobesu- cher, denn dafür wurde der Film konzipiert, Karlchen über einen Zeitraum von 24 Stunden, komprimiert auf angenehme 75 Minuten. Zwar muss manch waghal- sige Situationen (zumin- dest für einen fünfjährigen Hasen) gemeistert werden. Dies wird jedoch einfach, verständlich und ohne die bemühten Oneliner oder Klischees, also ohne Eile oder technischen Schnick- schnack dargeboten. Eine wohltuende Reduzierung auf das Wesentliche, emp- fehlenswert ab 5 Jahren.
75´ Cineplex