Page 5 - pixelbook KW 07/2023
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na dann... 07/2023
kinokritiken 5
Knock at the Cabin
(jonny) Eigentlich sollte es ein entspanntes Wochen- ende für Eric, Andrew und ihre Tochter Wen werden. Doch ihr Ausflug in den Wald, abseits von Zivilisa- tion und Alltagsstress wird zum Horrortrip, nachdem sich eine Gruppe Fremder Eintritt in ihre Hütte ver- schafft. Angeführt von dem Hünen Leonard versuchen die Eindringlinge zu erklä- ren, dass die Apokalypse bevorsteht und einzig ein Menschenopfer aus ihrer Mitte etwas daran ändern kann. Die junge Familie muss das Opfer selbst bestimmen und niemand darf sich zuvor selbst op- fern. Kann man den Frem- den trauen, oder handelt es sich nur um eine Gruppe von Wahnsinnigen? Der neue Film von Mystery-Ex- perte M. Night Shyamalan stellt eine junge Familie vor eine schwere Entschei- dung und verspricht viel Spannung. Tatsächlich entpuppt sich "Knock at the Cabin" allerdings als ziemlich vorhersehbar und wird den Erwartungen so nicht gerecht.
101´ Cineplex
Sorry, Genosse
(sirk) Hedi und Karl lernen sich auf einem Familien- fest in Thüringen kennen. Es ist Liebe auf den ersten Blick. Zumindest bei Hedi. Aber wir schreiben das Jahr 1972. Der Osten und der Westen in Deutschland sind durch den eisernen Vorhang getrennt. Und Karl studiert im Westen. Was tun? Was folgt ist eine sehr unterhaltsame Lie- bes- und Fluchtgeschichte, (nach)erzählt in Form von Talking Head-Interviews. Eine Doku, die vor allem durch ihre grundsympa- thischen Protagonisten glänzt. Denn Karl hatte da einen verwegenen Plan. Ein Arsenal an Originaldo- kumenten, Paraphernalien und schlichten Retro-Ani- mationen füllen diese besondere Geschichte mit Leben. Sehenswert.
95´ Schloßtheater
Magic Mike: The Last Dance
(sirk) Das Zusammenspiel zwischen Drehbuchautor Reid Carolin, Regisseur So- derbergh und Hauptdarstel- ler Channing Tatum klappte im ersten Teil so gut, dass dieses Trio hier zum letzten Tanz bittet. Denn Mike ist inzwischen Anfang 40. Auf einer Party wird unserem Mike ein Angebot offeriert, das er nicht ablehnen kann; von der attraktiven, kurz vor der Scheidung stehenden Maxandra (Salma Hayek): Die Gattin eines Medien-Mo- guls bietet dem inzwischen als Barkeeper arbeitenden Mike 6 Tausend Dollar für einen Lapdance. (Der, sorry Ladys, eher wie eine Abfolge gerade noch so verfremdeter Kopulationsakrobatik an- mutet.) Ansonsten versucht Mike sich als Choreograph und die letzten 30 Minuten sind eine 1:1-Kopie der Ma- gic-Mike-Show aus London, während eine 12-jährige aus dem Off die Faszination des Tanzes erklärt. Ganz wenig Kunst, viel Kommerz, Klischees sowie eine Prise liberaler Feminismus. Die- sen letzten Tanz kann man getrost auslassen.
112´ Cineplex
Daniel Richter
(mex) Nach seiner großar- tigen Pasolini-Reminiszenz „Vor mir der Süden“ hat Oscargewinner Pepe Dan- quart („Schwarzfahrer“) in seinem neuen Dokumen- tarfilm die Kamera auf Daniel Richter gerichtet, einen der erfolgreichsten deutschen Künstler der Gegenwart. Über einen Zeitraum von drei Jahren ist dieses überaus leben- dige Portrait des Malers entstanden. Wir begegnen einem jung gebliebenen Sechzigjährigen, lässig und eloquent, der zu Be- ginn seiner Karriere Plat- tencover von Punkbands gestaltet hat und dessen Bilder inzwischen auf in- ternationalen Auktionen locker hohe sechsstellige Summen erzielen. Dan- quart begleitet Richter auf Ausstellungen in New York und Paris, beobachtet ihn beim Malen, lässt ihn vom Kunstmarkt erzählen, po- litisch werden und witzig sein. Dazu ordnen immer wieder Weggefährten Richters dessen künstleri- sche Klasse ein. Ein zwei- stündiger Spaß mit der Kunst: Spitzenfilm.
118´ Schloßtheater