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 unter dem Namen NW1 und mit dem Rapper Born 2 B produziert hatte. Der Track erhielt viel Airplay vom beliebten Londoner Radio- sender Kiss FM und wurde dann eigenständig auf den Markt gebracht. Wilkinson und Simp- son hatten allerdings nicht um Erlaubnis ge- beten, die Tracks verwenden zu dürfen, und damit die Urheberrechte verletzt. Als sie da- raufhin von den Führungskräften der Londo- ner Büros von EMI/Capitol zu einem Treffen eingeladen wurden, war das Duo verständli- cherweise nervös. Irgendwie überredete Wil- kinson jedoch die Köpfe von "Blue Note", even- tuell rechtliche Schritte fallen zulassen, da sie offensichtlich außerbeindruckschein das mittles eines Kunstgriff aus eine Grant Green groove ein moderner dancetrack entstanden war. Stattdessen erhielten Wilkinson und Sim- pson, mit Zustimmung des damaligen Chefs von Blue Note, Bruce Lundvall die Erlaubnis, Archive des Unternehmens zu verwenden, um einige Tracks zusammenzustellen – so könnte die jezt Band legale Aufnahmen machen. Es war eine mutige Entscheidung und eine, die sie später nicht bereuen würden. Demos wur- den gemacht, um zu sehen, ob beide gut ge- nug für die bevorstehende Aufgabe waren. Tatsächlich wurde es ein triumphialer Erfolg! Unter den Demo-Tracks, die sie aufgenommen haben, befand sich „Cantaloop (Flip Fantasia)“, welchen Herbie Hancocks „Cantaloup Island“sampelt, einen funkigen Soul-Jazz- Groove aus dem Blue-Note-Album „Empyrean Isles“von1964.DerTrack,derdurchengeBeats und die sanften Reime von Rapper Rahsaan Kelly modern klingen soll, beeindruckte Lun- dvall, der die Band sofort unter Vertrag nahm. Sie erhielten den Namen Us3, inspiriert von der gleichnamigen Blue Note LP des Pianisten Horace Parlan aus dem Jahr 1960.
„Cantaloop“ ist ein brillanter Gedanken- gang, nicht nur ein brillantes Musikerlebnis. Us3 zeigt, wie Worte und Musik ineinander
greifen, wie Jazz und Hip-Hop effektiv mitei- nander verschmelzen können. Es ist ohne Zweifel die wahrscheinlich beste Acid-Jazz- Single aller Zeiten. Was ihr an sozialem Be- wusstsein fehlt, macht sie durch musika- lisches Brinkmanship wett. Eine aufregende Explosion frenetischer Bläserriffs, nur unter- brochen von einem glatten Trompetensolo des damals 19-jährigen Trompeters Gerard Presencer, welches in beängstigender Syn- chronität mit den vorgetragenen befremd- lichen Rap-Texten von Rahsaan groovt. Die Stimmung ist kreativ, idealistisch entspannt und „fat“. Manchmal klingt es wie eine per- fekte Mischung aus den Vibes von „Tribe Cal- led Quest“ und „Digable Planets“. Ein süßer,
Us3 "Cantaloop - (Flip Fantasia)" Gruppe, 1994
glatter, funky Mahlstrom, der zu einer Zeit- kapsel der herrlich kurzweiligen musikalischen „Acid-Jazz-Sounds“ der 90er wird. Auch heute nochspieleichesgernebeimeinenGigs-ge- nau wie damals im "Obina Shock", als der Track herauskam. Die euphorisierende Wirkung und die begeisterte Reaktion des Publikums ist noch immer dieselbe. Auch nach 30 Jahren!!! „Cantaloop“ bleibt ein Meilenstein,der über- zeugend die Stärken von Jazz, Hip-Hop und Soul verbindet. Genial und zeitlos.
(Honest John, März 2023)
 na dann... 12/2023   the honest john blog 33




























































































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