Page 9 - pixelbook KW 15/2023
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na dann... 15/2023
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Maigret
(mex) Zwei große Fran- zosen bringen einen vom Belgier Georges Simenon erfundenen Landsmann zu- rück ins Kino. Erstaunlich, Gerard Depardieu dreht hier zum ersten Mal mit Patrice Leconte („Die Verlo- bung des Monsieur Hire“, „Mein bester Freund“). Den Maigret, jenen souveränen, Pfeife rauchenden und mit unendlichem Einfühlungs- vermögen ausgestatteten Detektiv der Pariser Krimi- nalpolizei, haben schon so unterschiedliche Darsteller wie Charles Laughton (1949), Jean Gabin (1958- 1963) und Heinz Rühmann (1966) gegeben. Nun ist es an Depardieu, diesem Cha- rakter der Literatur- und Kinogeschichte eine neue Facette hinzuzufügen. Und genau dies gelingt ihm während der Aufklärung des Mordes an einer unbe- kannten jungen Frau (frei nach Simenons Vorlage „Maigret und die junge Tote“) mit einer darstelleri- schen Intensität, die unter die Haut geht.
89´
Überflieger: Das Geheimnis des großen Juwels
(sirk) Richard, der vorwitzi- ge Jungspatz, der von einer Storchenfamilie adoptiert wurde, genießt die Über- winterung im nördlichen Afrika. An dieser Stelle en- dete der erste Teil aus dem Jahr 2017. Im zweiten Teil steht weniger die (Rück-) Reise nach Europa allein im Vordergrund, denn neben Richard und seinen Freun- den, der Eule Olga und dem Wellensittich Kiki, tauchen plötzlich Widersacher und Bösewichte (Pfau Zamano) auf. Anders als der erste Teil, ein etwas dröges Road- movie, ist die Fortsetzung eine spannende Aben- teuergeschichte mit einer Schatzsuche, einer kleinen Spatzenschar um eine Anführerin (Giovanna Win- terfeldt) und jeder Menge Action. Dabei stehen er- neut die Botschaften über Freundschaft, Herkunft, Toleranz, Zusammenhalt und Familienwerte im Vor- dergrund. Besser als Teil 1 also und empfehlenswert ab 6 Jahren.
85´
John Wick: Kapitel 4
(jonny) Nach den Ereignis- sen vom dritten Teil hat es sich John Wick mittlerweile mit der gesamten Orga- nisation verscherzt, der
er früher einmal als Killer gedient hat. Ein gewisser Marquis hat die Leitung
der hohen Kammer über- nommen und dieser hat es sich zum Ziel gesetzt Wick zu vernichten, mit allen dafür nötigen Mitteln. Die Jagd führt von Osaka, über Berlin bis nach Paris und dabei bekommt es Wick mit unzähligen Widersa- chern zu tun, die er aus dem Weg räumen muss... In den durchaus großzügigen 170 Spielminuten spielt die Story lediglich eine Neben- rolle. Stattdessen liefert Regisseur Chad Stahelski etliche atemberaubende Actionsequenzen, bei denen von Bild, über Ton bis zur Choreografie alles passt. Außergewöhnlich äs- thetisches Actionkino, nicht verpassen!
170´
Der vermessene
Mensch
(mex) Regisseur Lars Kraume widmet sich der unheilvollen Rolle des Deutschen Kaiser- reiches in Deutsch-Südwest- afrika und berührt damit ei- ne Epoche, die im kollektiven Bewusstsein der Öffentlich- keit absolut unterrepräsen- tiert ist. Im Zentrum steht der junge Ethnologe Alexander, der eine These entwickelt, die der gängigen Lehre von der Überlegenheit der weißen Rasse entgegensteht. Auf der Berliner Kolonialausstellung 1896 trifft er Dolmetsche- rin Kezia, eine Begegnung, die Alexanders Interesse in das fremde Land und seine Menschen noch steigert. 8 Jahre später wird er Zeuge der grausamen Realität in Afrika und unterschreitet auch selbst die Grenzen der Menschlichkeit... Ein erster Kinofilm zu einem Thema, dessen politische Aufarbeitung auch über ein Jahrhundert nach den Taten für die Opfer nicht befriedigend abgeschlossen ist, liefert sicherlich keine endgültigen Antworten, aber ein wichtiger Schritt ist Kraumes Versuch allemal. Sehenswert.
116´