Page 7 - pixelbook KW 25 / 2023
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na dann... 25/2023
kinokritiken 7
Orphea in Love
(mex) Nele hat es von Estland in eine deutsche Großstadt verschlagen. Ihren Eltern schwindelt sie etwas von einem Studium vor, in Wahrheit muss sie sich mit parallelen Mini- jobs über Wasser halten. Neles Liebe gilt dem Ge- sang. Mit ihrer begnadeten Opernstimme träumt sie sich in die verschiedens- ten Gesangssituationen. Doch sie ist auch einsam und hat großes Heimweh. Eines Tages begegnet sie dem Straßentänzer und Taschendieb Kolja. Abgese- hen davon, dass dieser ihr das Portemonnaie klaut, genügt den beiden ein ein- ziger Blick um sich als See- lenverwandte zu erkennen. Der Beginn einer wunder- baren Liebesgeschichte. Film- und Opernregisseur Axel Ranisch („Alki Alki“) gelingt mit diesem bewe- genden und fantasievollen Drama eine einzigartige Mischung aus Kino und Oper, in der in jeder der originell präsentierten Arien der Funke seiner mitreißenden Leidenschaft für das Musiktheater über- springt. Bravissimo.
107' Cinema
Spider-Man: Across
the Spider-Verse
(sirk) Nach seiner fulmi- nanten Vorstellung im Oscar-prämierten "Spi- der-Man: A New Universe" (2018) kehrt der junge Mi- les Morales als Spider-Man zurück. Einmal mehr mit einer Geschichte von Phil Lord, mit der die Idee der verschiedenen Universen weitergesponnen wird. Da- runter fallen unter vielen anderen die Stories von Miles und seiner Freundin in verschiedenen Univer- sen, in der Gwen Schurken jagen und öfter mal ihr eigenes Leben retten muss. Es dauert eine ganze Wei- le, bis man die zahlreichen Geschichten und Univer- sen entzerrt hat. Aber wie gut, dass die Teenager sich auch hin und wieder mit Teenagerproblemen be- schäftigen, mit der Liebe zum Beispiel, die diesem flirrenden Spektakel einige ruhige, emotionale Mo- mente bescheren. Ein wil- der Ritt und wieder einmal großer Spaß. Nicht unter 12 Jahren empfehlenswert.
136' Cineplex
Eismayer
(sirk) "Der geht zum Eis- mayer" heißt es zu Beginn für den vorlauten Rekru- ten. Und mit dem schelmi- schen Grinsen der beiden Verantwortlichen bei der Kompanie-Zuweisung wird schnell klar, dass "der Eismayer" sicher kein Ver- trauenslehrer ist. In der auf wahren Begebenheiten ba- sierenden Geschichte geht es um einen Vizeleutnant (Gerhard Liebmann) des österreichischen Bundes- heeres. Der liebende Ehe- mann und Familienvater ist im Beruf ein Menschen- schinder. Vor allem der offen homosexuelle Rekrut Mario Falak (Luka Dimic) leidet zu Beginn unter dessen fragwürdigen Aus- bildungsmethoden. Umso überraschender für alle Beteiligte, dass Eismayer aber noch eine ganz ande- re Seite hat... Karg in der Inszenierung, eindringlich im Schauspiel, ein gelun- genes Leinwanddebüt von David Wagner.
87' Cinema
The Boogeyman
(sirk) Sadie Harper (Sophie Thatcher) und ihre kleine Schwester Sawyer (Vivien Lyra Blair) haben jüngst ihre Mutter verloren. Ihr Vater Will (Chris Messina), ein Therapeut, vergräbt sich in seine Arbeit und ist seinen Töchtern keine Hilfe. Vor allem die Dun- kelheit ist für alle ein Pro- blem. Als dann ein Patient mit einer vermeintlichen psychischen Störung in Wills Haus auftaucht und nur wenig später Selbst- mord begeht, gerät die Familie endgültig aus
den Fugen. Hat der Mann die schreckliche Präsenz, von der er sprach, zu den Harpers mitgebracht? Anfänglich fürs Streaming geplant, kam Rob Sava- ges ("Dashcam", "Host") Horrorthriller beim Test- publikum so gut an, dass er nun mit seinem Licht- und-Schatten-Spiel die dunklen Kinosäle in Angst und Schrecken versetzen darf. Und die erste Hälfte der knapp 100 Minuten ist richtig abgefahren. Wet- ten, dass Du die meisten davon mit sehr hohem Puls verbringst?
100' Cineplex