Page 6 - pixelbook KW 25 / 2023
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6 kinokritiken (mehr unter www.nadann.de/rubriken/kino/filmsuche/)
na dann... 25/2023
Nostalgia
(bouda) Nostalgia ist ein Spielfilm von Mario Mar- tone aus dem Jahr 2022. Das Drama basiert auf dem gleichnamigen Ro- man von Ermanno Rea und stellt einen Mann in den Mittelpunkt, der nach lan- ger Abwesenheit in seine Heimatstadt Neapel zu- rückkehrt, um sich seiner Vergangenheit zu stellen. Ein Mann, der auf der Su- che nach Versöhnung ist und noch etwas aus seiner Kindheit aufarbeiten muss. Ein wunderschöner, berüh- render und trauriger Film über eine tiefe Freund- schaft zweier Jungen, die abrupt zerrissen ist.
119' Schloßtheater
The Adults
(sirk) Der Mittdreißiger Eric (Michael Sera, auch Pro- duzent des Films) kommt für einen Kurzbesuch nach Hause. Anfangs als Wochen- end-Heimattrip geplant, zieht sich der Besuch in die Länge. Wie auch der ganze Film. Eine Art Tragikomödie, in der es oberflächlich um ein schwieriges Geschwis- ter-Verhältnis, Trauer- und Vergangenheitsbewälti- gung geht. Unangenehm ist nicht nur die Cringe-Co- medy zwischen den drei Geschwistern. Sie verfallen jedesmal in Kindersprache, wenn es eigentlich um eine Aussprache geht. Auch Hin- tergründe, Verhaltenswei- sen oder die Vergangenheit der drei Geschwister Eric, Maggie und Rachel wer- den nicht tiefer beleuchtet. Vergleichbar mit einem Ha- ribo-Spot in Dauerschleife mit Loser-Figuren. Besser auslassen, wer sich den Abend nicht ruinieren lassen möchte.
92' Cinema
Howtoblowupa
pipeline
(sirk) Uiuiuiui, eine Anlei- tung zu einer Straftat im Thriller-Kostüm. In Zeiten von beschmierten Ölge- mälden, angemalten Pri- vatjets und besetzten Stra- ßen. Da traut sich einer was. Und dieser "einer" ist Daniel Goldhaber, der das titelgebende, gleichnami- ge Sachbuch von Andreas Malm zu einem Öko-Terro- rismus-Thriller umdichtet und damit Begeisterungs- stürme (New York Times) und Buh-Rufe (deutsche Medien) erntet. Obwohl eindeutig Partei ergreifend, vermeidet Goldhaber dys- topische Horrorszenarien, Hintergrundgeschichten oder gar Grundsatzfragen. Die Radikalisierung einer jungen, wenig homogenen Truppe hat stattgefunden. Die Bombe wird gebaut, die Spannung soll sich aus dem Countdown zu der Tat selbst ergeben, die Pipeline wartet, auf geht’s! Doch so ungelenk wie die Truppe, entwickelt auch der Film einen seltsam ungelenken B-Movie-Charakter, der eher Kopfschütteln statt Begeis- terung zurücklässt.
108' Cinema
Medusa Deluxe
(sirk) Ein Wettbewerb der Frisuren, in einer Mehr- zweckhalle in der engli- schen Provinz. Nicht nur zu Beginn sieht es danach aus, als hätte alles schon bessere Zeiten erlebt. Auch die Geschichte, ein Mix aus Mythologie, Mystery und Thriller, angeblich als "One-Take" gedreht, ein "Walk-and-Talk-Movie" also, wirkt seltsam antiquiert, oft verworren und unausge- reift. Der Zuschauende folgt der Kamera von Robbie Ryan ("The Favourite") in einem 4:3 Bildformat, dazu geht es durch Garderoben, Korrido- re, Treppenräume, Parkplät- ze und Hinterhöfe. Am Ran- de ist ein loses Geflecht von einer Story um einen Mord zu erahnen, Frisör Mosca (John Alan Roberts) wurde skalpiert, während die Po- lizei das Gelände absichert und auf der Hinterbühne bei den ehrgeizigen Teilneh- merinnen Verdächtigungen ausgesprochen werden. Ein Spielfilm-Debüt mit Anlei- hen an "Victoria", sowie ein wenig "Birdman", aber ohne deren Klasse zu erreichen.
101' Cinema