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 na dann... 50/2023
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des Albums und wohl einer der wildesten Funk- Tracks, die je aufgenommen wurden, mit seinem wahnsinnig schnellen Tempo, den Stapeln von treibenden funky Synthie- und Clavinet-Sounds und der Perkussion, die es schafft, so viel in den Weltraum zu katapultieren, wie auf der (urbanen) Erde bleibt. Vein Melter, im Gegensatz dazu der ruhigste Track des Albums, schließt alles mit ei- ner ultra-ruhigen, sanften, gelassenen Note ab, die wie eine sanfte Nachtbrise vorbeischwebt, passend, weil er und sein Vorgänger beide ziem- lich nächtlich wirken.
Dies ist das Album, das für eine ganze Gene- ration von Jazzoiden alles aufgebrochen hat.
Mich selbst eingeschlossen. Head Hunters, das meistverkaufte Jazzalbum der Geschichte, genießt heute Platinstatus. Aber mehr als das, es klingt so frisch und funky wie vor fast zwei Jahrzehnten.
"Viele Hip-Hop-Künstler lassen sich von Head Hunters inspirieren", sinniert Herbie Hancock. "Ich denke, es deutet auf die Idee hin, dass die Wurzeln des Hip-Hop in dieser Art von Alben liegen. Als sie hörten, dass 'Chameleon' und 'Watermelon Man' genau dort hineinpassen, wurde ihnen klar, dass es wirklich von dort kam."
Die geringe Event-Intensität im ersten iko- nischen Track mag für einige Hörer enttäuschend sein, aber man sollte sich auf tightes, großartiges Spiel konzentrieren. Ich bin ein Fan von Hancocks Fender-Spiel und er gefällt hier mit langen Soli. Auch die Rhythmussektion ruht sich nicht auf ihren Lorbeeren aus. "Watermelon man" ist ziem- lich down-beat, aber ich glaube, dass es ziemlich einflussreichfürdenzukünftigeninstrumentalen Acid-Jazz ist. "Sly" bietet uns 100% Fusion-Ver- gnügen mit Fusion-Funk-Drumming, tollem Sa- xophon und Clavinet/Fender, die Intensität und der Groove sind unwiderstehlich. Wem das noch nicht reicht, der sollte sich das unglaubliche "Shiftless Shuffle" anhören, das 1980 veröffent- licht wurde, aber wie aus dieser Zeit klingt. Der letzte Track "Vein melter" ist nachdenklicher und hätte vielleicht kürzer ausfallen können. Nichts- destotrotz ein Muss für die Funk-Fusion-Fans.
Ich bin immer wieder erstaunt über die Art von Musik, die aus den frühen 70er Jahren kam. Herbie Hancock's Head Hunters ist eines dieser immer wieder erstaunlichen Alben. Head Hun- ters war zwar nicht die erste Jazz-Funk-Platte, aber eine der wenigen Platten, die 1973 heraus- kamen, die den Jazz-Funk revolutionierten und ihn von einem normalerweise berauschenden, künstlerischen, sogar avantgardistischen Fusion- Sound in einen verwandelten, der mehr mit dem Mainstream-Funk nach Sly & The Family Stone gemein hatte, aber jazziger, trippiger und manch- mal spaciger war.
Deutlich wird dies bei Chameleon, das mit ei- ner der dicksten, funkigsten Basslinien beginnt, die nicht von Sly Stone oder Parliament/Funka- delic stammen, und sich schnell zu einem spiral- förmigen Mix aus E-Piano, analogen Synthesizern und Funk-Bass und -Gitarre aufbaut, der uns in den Weltraum entführt. Watermelon Man, eine Neuauflage eines Jazz-Standards, den Hancock vor über einem Jahrzehnt in Hard-Bop-Form ge- schrieben und zum ersten Mal aufgeführt hatte, nimmt einen rätselhafteren, bodenständigeren und tribaleren Sound an. Sly, eine angemessene Hommage an Sly Stone, da er einen großen Ein- fluss auf diese Platte hatte, ist der wildeste Track
Tracklist: 1. Chameleon 3. Sly 4. Vein Melter
2. Watermelon Man
 (Honest John, Dezember 2023)























































































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