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 na dann... 18/2024
kinokritiken 5
    Es sind die kleinen
Dinge
(mex) Dem kleinen Dorf in der Bretagne ergeht es wie so vielen Orten in der Pro- vinz, es grassiert die Land- flucht. Den Bäcker gibt es nicht mehr, die letzte Knei- pe ist dicht, der Arzt ist vor Jahren gestorben und in der Schule lümmeln sich jahrgangsübergreifend 10 Kinder. Eigentlich ist Alice hier Lehrerin aber zugleich bekleidet die junge Frau auch das Bürgermeisteramt. Mit vollem Einsatz widmet sie sich den Bedürfnissen der verbliebenen Einwoh- ner, wahrlich kein leichtes Unterfangen, machen ihr doch die zahlreichen kau- zigen Zeitgenossen das Le- ben schwer. Besonders der übellaunige Emile bleibt ei- ne echte Herausforderung, erst recht, als er darauf be- steht, mit seinen Mitte 60 lesen und schreiben zu ler- nen... Und doch wird dieses abgehängte, sich vermeint- lich auflösende Chaosdorf in der Feel-Good-Komödie von Mélanie Auffret zu ei- nem Hort der Solidarität und Hoffnung in dem es eigent- lich von netten Menschen nur so wimmelt.
90' Schloßtheater
Abigail
(jonny) Für Joey und sei- ne Bande von Kleinkrimi- nellen klingt das nach ex- trem leicht verdientem Geld. Sie sollen ein klei- nes Mädchen entführen, in ein Haus bringen und dort 24 Stunden lang beobach- ten. Gesagt, getan - doch plötzlich scheint einer nach dem anderen spur- los zu verschwinden. Of- fenbar gibt es doch einen Grund, warum der Job so hoch bezahlt wir. Wie sich herausstellt, handelt es sich bei dem Mädchen um einen waschechten Vam- pir, der nun brutal Jagd auf seine Entführer macht... Kurzweiliger Horror-Scho- cker mit sehr viel Blut, der ein sehr gutes Timing be- weist und so auch auf hu- moristischer Ebene über- zeugt.
109' CIneplex
Amsel im
Brombeerstrauch
(sirk) Irgendwo in Geor- gien. Etero ist 48, allein- stehend und betreibt im Dorf am Fluss eine klei-
ne Drogerie. Etero (klasse: Eka Chavleishvili) ist keine, die von Glück redet. Über- haupt redet sie nicht viel. Gefühlt eine Ewigkeit ver- geht bis zum ersten Dia- log. Und dann ausgerech- net mit dem verheirateten Lieferanten Murman (Te- miko Chinchinadze), den Etero zum spontanen, lei- denschaftlichen Sex über- redet. Rückblickend wird sie später sagen, dass die Amsel, die sie zu Beginn beim Brombeerpflücken erblickt hatte, sie zur Le- bendigkeit geweckt hat. Die Schriftstellerin Tamta Melaschwili, auf deren Ro- man der Film basiert sowie Regisseurin und Drehbuch- autorin Elene Naveriani ge- ben dieser stillen, eman- zipierten und lebensbeja- henden Frau eine Stimme. Feministisches Wohlfühlki- no mit Bildern warmer Far- bigkeit und einer großen Portion Lakonie im Stile von Aki Kaurismäki.
115' Cinema
Civil War
(jonny) Amerika befindet sich im Bürgerkrieg. Das Land ist in zwei Lager ge- spalten, die sich unerbitt- lich bekämpfen. Mitten- drin die Kriegsfotografin Lee Smith, die zusammen mit ihrem Kollegen Joel ein ehrgeiziges Ziel verfolgt. Sie wollen ins Zentrum des Kriegsgeschehens, nach Washington, um ein exklu- sives Interview mit dem Präsidenten zu bekom- men. Spontan begleitet
sie eine junge Fotografie- studentin. Lee ist nicht be- geistert, schließlich weiß sie genau, dass ihre Missi- on extrem gefährlich ist... Regisseur Alex Garland zeichnet mit "Civil War" ein düsteres, aber nicht un- vorstellbares Bild der na- hen Zukunft. Die Inszenie- rung ist stark und Kirsten Dunst trägt den Film her- vorragend. Dennoch steht die beklemmende Action eindeutig im Vordergrund, so dass die politischen Hintergründe etwas kurz kommen.
109' Cinema/CIneplex

















































































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