Page 4 - pixelbook KW24/2025
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4 kinokritiken (mehr unter www.nadann.de/rubriken/kino/filmsuche/)
na dann... 24/25
     From the World of
John Wick:Ballerina
(sirk) Dass Spin-Offs funk- tionieren können, wenn ausreichend Lust, Lei- denschaft und Kreati-
vität im Spiel sind, ha-
ben Filme wie "Phantas- tische Tierwesen.." (2016), "Creed" (20215) oder "Mi- nions" (2015) bewiesen.
Bei (Underworld-)Regis- seur Len Wiseman ist von alledem wenig zu spü-
ren. In seinem ersten John Wick-Spin-Off lässt sich ei- ne ehemalige Ballett-Tän- zerin (Ana de Armas) zur Auftragskillerin ausbilden, um Rache an der Ermor- dung ihres Vaters zu neh- men. Abgesehen von ei- ner kreativen Stunt-Choreo (Handgranaten) wirkt die- se moralinsaure Schlach- tenplatte wie eine Un- derworld-Kopie mit Bal- lettelementen aus den 2000er-Jahren. Und wer hat eigentlich behaup-
tet, dass die (völlig über- schätzte, zur kreativen Ver- wüstung neigende und zum Ende immer schlech- ter werdende) John-Wick- Reihe eine Saga ist? Kein Charme, kein Sex, kein Stil, schnell vergessen!
126' Schloßtheater
Die Bonnards - Ma-
len und Lieben
(mex) Gestatten, die Bonn- ards! Er der bekannte fran- zösische Maler, sie die ge- heimnisvolle halbitalieni- sche Adelige. Aber halt, bis sie mit ihrer späten Hei-
rat zu den Bonnards wer- den, ziehen noch einige Jahrzehnte ins Land. Zu- nächst erleben wir ihr Ken- nenlernen. Sie sitzt Modell und soll dem Künstler gefäl- ligst ihre Brüste zeigen. Was zum abrupten Ende jegli- cher Beziehung hätte füh- ren können wird zum Be- ginn einer lebenslangen Lie- be. Und was für eine. Dieser macht sich Regisseur Mar- tin Provost nun auf die Spur und zeigt dabei ein durch- aus feines Händchen bei der Betonung von Komplexi- tät und Einzigartigkeit die- ser Partnerschaft. Die Rol- le der Muse, die Zweifel des Künstlers... und umgekehrt - die Stärke des individuellen Selbstbewusstseins und das Verbindende der gegenseiti- gen Abhängigkeit, die Bonn- ards exerzieren Zumutun- gen und Benefit ihres diffi- zilen Zusammenlebens, zu- mindest in dieser Kinoversi- on, bis zum Ende durch.
123' Schloßtheater
The Ugly Stepsister
(sirk) Ohne Fitnessstudio, Photoshop oder Insta-Fil-
ter waren im 17. Jahrhun- dert andere Methoden erfor- derlich, um an seiner Schön- heit zu "arbeiten". Mit die- ser bitterbösen Body-Hor- ror-Variante vom Grimm´- schen Aschenputtel treibt Regie-Debütantin Emilie Blichfeldt den Schönheits- wahn auf die Spitze und lasst Hackebeil und Band- wurm schlimme Arbeiten verrichten. An der Hand ih- rer eleganten, verwitweten Mutter Rebekka (Ane Dahl Torp) kommt Elvira (Lea My- ren) an einen europ. Hof, wo die Mutter neu heiratet. El- vira ist mit ihrer Zahnspan- ge, Pummelfigur und schie- fer Nase kein Vorzeigemo- dell, vor allem im Vergleich zu ihrer Stiefschwester, der gütigen, engelsblonden, tau- sendmal schöneren Agnes (Thea Sofie Loch Næss), die von Elviras Mutter zur Magd degradiert wird. Neid, Miss- gunst, Eifersucht wie in einer schlechten Folge von Klums "GNTM", nur mit mehr Sa- dismus und Sexismus, bes- ser ausgestattet und besser gespielt. David Cronenberg meets Bibi&Tina.
110' Schloßtheater
Im Prinzip Familie
(sirk) Die letzte Szene en- det mit einem Lächeln. Es ist das Lächeln im Gesicht von Niklas, der nach fünf Jahren im "Haus am See" zurück zu einem seiner Erziehungsbe- rechtigten darf. Das war sein größter Wunsch. Man ist nach den 90 Minuten die- ser berührenden Dokumen- tation geneigt, Niklas per- sönlich alles Beste zu wün- schen. Und vielleicht ähnlich schöne Erlebnisse, wie er
sie unter den unterschied- lichen Kindern zwischen 5 und 14 Jahren und den res- pektvollen Erzieher*innen in den Jahren zuvor erlebt hat. Regisseur Daniel Abma und sein Team waren ein Jahr stiller Gast in dieser Wohn- gruppe der Kinder- und Ju- gendhilfe, dessen Name nicht genannt wird. Mit den kargen Mitteln des "Direct Cinema" (ohne Off-Kom- mentar, ohne Info-Tafeln etc.) gelang es dem Team, Szenen aus dem Alltag ein- zufangen, damit ein schwe- res Thema leicht zu erzählen und dem Erzieher*innen-Be- ruf eine Liebeserklärung zu machen, die längst überfäl- lig war. Hoffnungsvoll und sehenswert.
91' Schloßtheater











































































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