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 na dann... 48/2021
kinokritiken 7
    Mein Sohn
(sirk) „Kinder sind die Hoff- nung, dass sie das Beste von uns sind.“ Jason ist ein Hoffnungsträger. Er fährt Skateboard, hat Talent, mittlerweile einen eng- lischsprachigen Sponsor und strebt eine Karriere im Profisport an. Aber Jason (Jonas Dassler) ist auch Hedonist, er liebt das Le- ben, vor allem das Nacht- leben. Als ein schwerer Skateboard-Unfall seine Träume zerplatzen lässt, ist vor allem das kaum intakte Verhältnis zur alleinerzie- henden Mutter gefordert. Marlene (Anke Engelke), eine Fotografin, stellt ih- ren Beruf daraufhin hinten an und fährt ihren Sohn in eine Schweizer Reha-Kli- nik. Aus dieser Konstellati- on entwickelt Regisseurin und Drehbuchautorin Le- na Stahl ein sehenswertes Roadmovie, das sich ganz ohne Pathos und Schwei- ger-Kitsch auf die Mut- ter-Sohn-Beziehung und ihre großartigen Darsteller verlässt. Sehenswert.
94´ Schloßtheater
Das Land meines
Vaters
(mex) 1979 sieht die Zukunft für den jungen Landwirt Pier- re (Guillome Canet) noch ro- sig aus. Frisch von einem in- spirierenden Praktikum aus den USA zurück in Frank- reich übernimmt er bald den Familienhof von seinem Vater Jacques (Rufus). Mit seiner geliebte Frau Claire (Veerle Baetens) an der Sei- te macht er sich voller Zuver- sicht an die Modernisierung des Betriebs. Doch bald zie- hen dunkle Wolken auf. Schul- den, Marktzwänge und -zu- mutungen sowie eine wahr- lich aufreibende Risikobe- reitschaft führen Pierre und Familie, inzwischen sind sie mit Sohn Thomas und Toch- ter Emma zu viert, an körper- liche und psychische Grenzen. Hinzu kommt das unausge- wogene Verhältnis zum im Hintergrund immer noch ak- tiven Vater, das zusätzlich hef- tigen Druck erzeugt... Regis- seur Edouard Berguon verar- beitet mit diesem ebenso düs- ter-bitteren wie überzeugen- den Drama seine eigene Fa- miliengeschichte und lande- te damit in Frankreich einen großen Erfolg bei Publikum und Kritik.
104´ Schloßtheater
Große Freiheit
(bouda) Der Film „Große Freiheit“ erzählt die Ge- schichte eines homosexu- ellen Mannes. Hans Hoff- mann wird aufgrund des Paragraphen 175 immer wieder verurteilt und in- haftiert. Erst wird er von den Nationalsozialisten ins Konzentrationslager ge- sperrt, und kaum von den Alliierten befreit, wird er erneut verhaftet. Im Knast lernt Hans, den hetero- sexuellen Viktor kennen, ihr Verhältnis entwickelt sich von Abscheu, auf Sei- ten von Viktor, hin zu einer Freundschaft. Ein Leben hinter Gittern, ein zerstör- tes Leben im Zeichen die- ses Gesetzes. Fantastisch gespielt von Schauspieler Franz Rogowski.
117´ Cinema
Lieber Thomas
(mex) Willkommen zurück Thomas Brasch. Zwan-
zig Jahre nach dessen Tod befördert Filmemacher Andreas Kleinert den fast in Vergessenheit gerate- nen Künstler mit Revoluz- zerherz und Starpotenti-
al mit unwiderstehlicher Dynamik in die Gegen- wart zurück. Geboren 1945 im englischen Exil, über- gesiedelt in die sowjeti- sche Besatzungszone, Va- ter SED-Funktionär und Freund Honeckers, Verhaf- tung wegen Flugblattak- tion gegen den Einmarsch der Warschauer-Pakt-Staa- ten in die CSSR, die perma- nente Zensur seines künst- lerischen Schaffens und die Ausreise nach West- berlin 1976... an den rea- len Eckdaten der Brasch- schen Biographie hangelnd nimmt sich Kleinert die Freiheit fiktionaler Ergän- zungen und erzählt so die mitreißende Geschichte eines deutsch-deutschen Außenseiters. Herausra- gend - und einen Oscar für Albrecht Schuch bitte.
157´ Schloßtheater


















































































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