Page 7 - pixelbook KW 22/2022
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 na dann... 19/2022
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    Die wundersame
Welt des Louis Wain
(jonny) Louis Wain hat sich in der Kunstgeschichte
mit seiner großen Liebe für Katzen verewigt. An- gefangen hat der Künstler noch als Auftragszeichner bei einer großen Zeitung, später hat er allerdings ausschließlich Katzen in allen Variationen – zuneh- mend abstrakt – gezeich- net. Nebenher war er als ältester männlicher Sohn einer verwaisten Familie verantwortlich für die Versorgung seiner sechs Schwestern. Eine Aufga- be, der Louis nur wenig gewachsen war, da seiner künstlerischen Genialität eine starke soziale Inkom- petenz entgegengestellt war. Im Biopic „die wun- dersame Welt des Louis Wain“ wird die Geschichte eines Künstlers erzählt, die mit viel Liebe und Glück beginnt, der mit der Zeit jedoch psychisch zerbricht. Benedict Cumberbatch zeigt den psychologischen Wandel des schizophrenen Künstlers eindrucksvoll.
112´ Schloßtheater
The Lost City
(sirk) Demotivierte Bestsel- ler-Autorin / Archäologin wird von einem exzentri- schen Milliardär entführt, um das Geheimnis um einen antiken Schatz zu lüften. Und ihr heimlich in sie verliebtes Buchcover-Model will ihr, zusammen mit einem Su- perhelden (Brad Pitt), zu Hilfe eilen. - Klingt wie der Plot zu einem kitschigen Abenteu- er-Roman vom Wühltisch. Ja..., aber keine Sorge, der Film ist noch schlimmer. Hauptdarstellerin und Pro- duzentin Sandra Bullock mochte die Geschichte und stöckelt durch den Plot als gäbe es auf der ganzen Welt nichts Besseres anzuziehen. Co-Star Channing Tatum macht sich zum Affen. Film- fans schlagen angesichts der Vorbilder ("Sechs Tage, sieben Nächte", "African Queen", etc.), die hier ver- ramscht werden, die Hände über den Kopf zusammen, Fans niederer Unterhaltung werden an drei Stellen la- chen. Filmstarts vergibt 3,5 von 5 Punkten und schreibt, dass heutzutage eher "Mar- ken und Franchises ein Pro- jekt (Film) zum Hit" machen. Prost!
112´ Cineplex
Red Rocket
(mex) Anscheinend war Mi- ckey Saber (Simon Rex) einst eine dicke Erfolgsnummer im Porno-Business. Davon allerdings sieht man ihm, zumindest was den Erfolg betrifft, nicht mehr allzu viel an, als er überraschend bei Exfrau und –kollegin Lexi (Bree Elrod) und deren Mutter im gottverlassenen Texas City aufkreuzt. Inmitten einer veri- tablen Mid-Life-Krise bittet er die beiden ebenfalls nicht gerade vom Glück gesegneten Damen um temporären Un- terschlupf. Schon bald erweist sich Mickey, ein Mann mit durchaus sonnigem Gemüt und möglicherweise sogar mit einem, zwar gut versteck- ten aber doch ansatzweise warmherzigen Kern, als ein mit allen Abwassern gewa- schenes Stehaufmännchen... Sean Baker, der Spezialist wenn es um Kehrseiten der amerikanischen Gesellschaft geht („Tangerine L.A.“, „The Florida Project“) hat es wieder getan: Zwischen Komödie, Satire und großen Gefüh- len portraitiert er wie kein anderer die Realitäten, die ansonsten in der poppigen Kinowelt wenig Platz finden. Herausragend.
131´ CInema
Wo in Paris die Son-
ne aufgeht
(sirk) Irgendwo zwischen den unromantischen Hochhäu- sern des 13. Pariser Arron- dissements. Drei Frauen und ein Mann, deren Geschichten sich kreuzen. Émilie, eine in China geborene Uni-Ab- solventin, arbeitet in einem Callcenter. Sie (Lucie Zhang) sucht einen Mitbewohner für ihr Appartement. So tritt Camille (Makita Samba), ein charmanter Uni-Dozent in ihr Leben. In kürzester Zeit ent- wickeln Émilie und Camille eine verworrene, undefinierte Beziehung. Nora (Noémie Merlant), ebenfalls Anfang dreißig, versucht derweil, sich als vergleichsweise alte Studentin in die Universitäts- gemeinschaft einzufügen. Doch sie wird zum Opfer einer Verwechslung mit ei- nem Porno-Star. Das Dreh- buch, das von den selbst als Regisseurinnen bekannten Céline Sciamma und Léa Mysius mitverfasst wurde, baut ein Trio von Figuren auf, die glaubwürdig und so gut geerdet sind, dass man sie zu kennen glaubt und vor allem mag. Schockverliebtsein. Ein weiteres Meisterwerk von Jacques Audiard.
106´ Cinema


















































































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