Page 8 - pixelbook KW 22/2022
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8 kinokritiken (mehr unter www.nadann.de/rubriken/kino/filmsuche/)
na dann... 19/2022
     Der Waldmacher
(mex) Seit Jahrzehnten hat es sich der 1957 gebore- ne australische Agrarwis- senschaftler und Entwick- lungshelfer Tony Rinaudo zur Aufgabe gemacht, die Lebensbedingungen der armen Landbevölkerung in der Sahelzone zu verbes- sern. Nach einem grandios gescheiterten Versuch, die über Jahrzehnte als Folge der Kolonialisierung aus- gebeuteten und zerstörten Böden wieder fruchtbar zu machen und dem damit ver- bundenen Versenken vieler Millionen Dollar, entdeckt und entwickelt Rinaudo gemeinsam mit den an- sässigen Bauern und Bäue- rinnen eine ebenso geniale wie einfache Methode der Aufforstung. 200 Millionen neu gepflanzte Bäume spä- ter widmet Regielegende Volker Schlöndorff („Die Blechtrommel“) diesem außergewöhnlichen Mann und dessen Idee seinen ersten Dokumentarfilm. Absolut ermutigend, ein- mal mehr zu sehen, wie an der Überwindung globaler Probleme gearbeitet wird, anstatt sie zu verursachen. Sehenswert.
93´ Schloßtheater
Eingeschlossene
Gesellschaft
(bouda) Sönke Wortmann wirft in seiner Komödie "Ein- geschlossene Gesellschaft" einen Blick in den heiligs- ten Ort jeder Schule: Das Lehrerzimmer. An einem Freitagnachmittag klopft es unerwartetanderTür.Davor steht ein ehrgeiziger Vater, der für die Abiturzulassung seines Sohnes Fabian kämpft und bereit ist, dafür bis zum Äußersten zu gehen. Denn Fabian fehlt ein ein- ziger Punkt zur Zulassung. Der Vater hat eine Pistole dabei und schließt die Pä- dagogen ein, damit sie ihre Punktevergabe noch einmal überdenken. Sie alle fühlen sich dem verzweifelten Vater zunächst überlegen, müssen aber schnell herausfinden, dass die Situation mehr und mehr außer Kontrolle gerät. Nach einigen unerwarteten Wendungen und peinlichen Enthüllungen tun sich bei jedem der Beteiligten wahre Abgründe auf. "Eingeschlos- sene Gesellschaft" von Sönke Wortmann ist ein bissiges Kammerspiel, mit promi- nenter Besetzung und bis- sigen Dialogen. Der Plot ist stimmig, die Dialoge sitzen.
102´ CIneplex
Geschichten vom
Franz
(mex) Die „Geschichten vom Franz“ der österreichischen Autorin Christine Nöstlin- ger (1936-2018) gehören zu den Klassikern der moder- nen deutschsprachigen Kin- derbuchliteratur. Johannes Schmid (Regie) und Sarah Wassermair (Buch) adaptie- ren die Abenteuer des kleinen Wiener Buben nun erstmals fürs Kino. Franz (Jossi Jant- schitsch) hat es nicht leicht: Er ist der Kleinste in seiner Klasse, wird auch schon mal für ein Mädchen gehalten und hat eine Stimme, die ihm bei der kleinsten Aufre- gung in unkontrollierbares Gepiepse entgleitet. An sich nicht wirklich schlimm, aber bei einem Neunjährigen kann das gehörig am Selbstbe- wusstsein knabbern, zumal er auch von seine strengen und unsensiblen Lehren nicht viel Hilfe zu erwarten hat. Dann stößt Franz auf die Videos eines zweifelhaften Influen- cers, dessen 20 Regeln ihn in einen „echten Kerl“ verwan- deln sollen. Franz ist Feuer und Flamme - nur gut, dass er mit Gabi und Eberhard zwei wahre Freunde hat... Ein abso- lut gelungener Familienspaß.
79´ Cinema
Vortex
(sirk) Er hat Filme über
die Liebe und die Lust ge- macht ("Love", "Climax"). Stets aus dem Blickwinkel der (bei ihm meist ex- zessiven) Jugend. Scho- nungslos, unbarmherzig und direkt kreiste dabei die Kamera oft durch die Szenerie und um seine Protagonisten. Mit fast
60 (Jahrgang 1963) jedoch durfte es bei Gaspar Noé etwas ruhiger zugehen. Keine jungen, schönen Menschen sondern Dario Argento (Jahrgang 1940, selbst Filmemacher) und Françoise Lebrun (Jahr- gang 1944) verkörpern ein alterndes Paar aus Paris. Getrennt durch einen Split Screen verfolgt man sie und ihn im Alltag. Sie driftet in die Demenz ab, er arbeitet an einem Buch. Gesprochen wird wenig. Das muss man mögen, schonungslos und un- barmherzig auch dieses Mal. Empfehlenswert ab 45 Jahren. .
142´ Cinema

















































































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