Page 10 - pixelbook KW 25 / 2022
P. 10

 10
na dann... 25/2022
 „Den perfekten Mord gibt’s nur als Selbstmord – und keiner weiß“ (Peter Rudi *1966)
The Obina Shock Story – Teil 2
Michael Teich 1964 - 2022
Zum besseren Verständnis der Münsteraner Szene sollte ich betonen, dass Obina Shock kein Club oder ein Pub im üblichen Sinne war. Es war eigentlich ein Atrium mit einem hohen Deckenbereich, ein langer Gang und befand sich in einem Gebäude, in dem verschiedene Unternehmen und auch ei- nige Wohnungen untergebracht waren. Diese be- sondere Architektur erforderte unter anderem, dass mein wöchentlicher Gig am Samstag nicht wie in anderen Clubs um 22 Uhr begann, sondern schon um 19 Uhr: Eine aufwändige Ausstattung wurde benötigt, um den Flur in einen attraktiven PartybereichundineineTanzarenazuverwandeln. In zwei Schränken steckte das wichtige Equipment. Diese Verwandlung, das Einrichten der Cocktail- Bar und das Aufstellen der Lautsprecher - all diese Vorbereitungen nahmen jedes Mal etwa zwei Stun- den in Anspruch.
Trotzdem war jede Partynacht anders und je beliebter das Obina Shock wurde, desto höher war die Erwartungshaltung, die Spannung angesichts eines jeden neuen Samstags. Sobald die Party ge- gen 5 Uhr morgens vorbei und alles ordentlich ver- packt war, ging das gesamte Personal nicht nach Hause: Michael und alle anderen trafen sich zum Frühstück im Möwenpick-Hotel und wir diskutier- ten bis 10 Uhr die Ereignisse der Nacht und über- legten gemeinsam, wie wir die Abende für die Gä- ste verbessern könnten.
Obina war nicht nur eine Nacht, es war für uns inzwischen zu einem Lebensstil geworden. Micha- el wollte immer etwas Echtes und Wahres: Dies wurde sehr deutlich, als er an einem Freitagabend mitsüdamerikanischerMusikstartete.Andreskam aus Chile und Kike war aus Peru: Der lateinameri- kanische Charakter war authentisch und die Musik zeigte ihre starke Wirkung. Die Barkeeper waren der Brasilianer Bia und Molloh aus Sierra Leone. Meine Schwester Karen aus England kochte zu-
sammen in der Küche mit Sammy aus Israel. Mi- chael war immer auf der Suche nach dem interna- tionalen Flair, das für ihn immer sehr entscheidend war und sein Konzept ging auf.
Eine Frage beschäftigte Michael immer wieder aufs Neue: „Wie können Jazz-Musiker wissen, was sie als Nächstes spielen?“ Deshalb wollte er be- kannte amerikanische Musiker kennenlernen, um Antworten auf seine Fragen zu bekommen. So schrieb er Jazz-Veranstalter an und versprach den

























































































   8   9   10   11   12