Page 4 - pixelbook KW 43/2023
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4 kinokritiken (mehr unter www.nadann.de/rubriken/kino/filmsuche/)
na dann... 43/2023
Rose - Eine unver- gessliche Reise nach Paris
(sirk) "Ich will dich erwür- gen" ruft die Mittvierzige- rin Inger (klasse: Sofie Gra- bol, einigen auch bekannt als Kommissarin Lund) plötzlich durch den Raum. Dass Inger eigentlich meinte, dass sie jemanden mag, wird erst am Ende des Films aufgelöst. Inger leidet an einer bipolaren Störung, Schizophrenie. Sie sieht fremde Wesen. Das, was in ihrem Kopf herums- pukt, kann sie kaum kont- rollieren. Dennoch wollen ihre liebevolle Schwester und deren Mann Inger am Leben teilhaben lassen. Mit einer Busreise nach Pa- ris zum Beispiel - dort hat sie sich vor vielen Jahren verliebt. Niels Arden Oplev (auch Drehbuch) begleitet das Trio auf ihrer Reise von Dänemark nach Frank- reich. Mit vielen tragischen aber auch sehr berühren- den Momenten. Ein Melo- dram mit Lerneffekt.
106' Cinema
Ingeborg Bachmann
- Reise in die Wüste
(mex) Neugierig auf die Wüste war Ingeborg Bach- mann schon lange. Und ei- gentlich hätte es Max Frisch sein sollen, ihre hier scho- ckierend unsympathisch dargestellte große Liebe, der ihr diese einmal zeigen wird. Doch es kommt anders. Es ist der junge Autor Paul Opel, mit dem sie, als Trauma- therapie nach fünf offenbar katastrophalen Jahren mit Frisch, ihren Sehnsuchts- ort erkundet... Nach Rosa Luxemburg, Hildegard von Bingen und Hannah Arendt widmet Margarethe von Trotta, die Grande Dame des deutschen Films, einer weiteren bedeutenden Frau ein cineastisches Portrait. Wir erleben die schillernde Persönlichkeit der Ingeborg Bachmann in der zerstöre- rischen Beziehung zu Max Frisch, in der, so scheint es, spektakulär aneinander vorbeigeliebt wurde. Der große Schweizer wird hier womöglich zu parteiisch in den Senkel gestellt. Das ist verschmerzbar und wird durch die sensationelle Per- formance von Vicky Krieps mehr als wettgemacht.
111' Schloßtheater
Trolls - Gemeinsam
stark
(sirk) Aller guten Dinge sind... Genau drei. Weil Teil 2 über die quietschbunten Spielzeugkobolde (Coro- na-bedingt als VOD) mehr einspielen konnte als Teil
1, dürfen die sangesfreu- digen Kobolde mit den wilden Haarschöpfen noch einmal ihr Talent zum Besten geben. Nach ihrem Kampf um die beste Musi- krichtung (Rock, Pop oder doch Heavy Metall?) in Teil 2 geht es diesmal um die Liebe. Und da ausgerech- net Lena Meyer-Landrut (in der deutschen Fassung) als Poppy und Mark Forster als Branch das (Freundes-) Paar verkörpern, freuten sich auch die deutschen Medien über seltene Fotos, auf denen das Ehepaar zum ersten Mal sehr nah in der Öffentlichkeit ge- meinsam zu sehen war. Ach ja, und der Film, aber- mals von inszeniert von Walt Dohrn, ist auch sehr unterhaltsam. Empfeh- lenswert ab 6 Jahren.
92' CIneplex
Killers of the Flower
Moon
( jonny) Die Osage sind ein Stamm indigener Amerika- ner, die in den 20er Jahren zu großem Reichtum gelangt sind, nachdem auf ihrem Ter- ritorium unzählige Ölfelder entdeckt wurden. Mit dem Geld wurden allerdings auch weiße Siedler wie der skru- pellose Rinderbaron William Hale angelockt. Während er sich bei den Osage als wohl- habender Unterstützer einen Namen macht, schmiedet er im Hintergrund perfide Pläne. Seinem Neffen gestattet er die Ehe mit der stammesan- gehörigen Molly, schließlich könnte dies die Eintritts- karte zu den Reichtümern der Osage sein. Bereits kurz nach Eheschluss beginnt eine schreckliche Mordserie und niemand weiß so recht wer dahinter steckt, bis sich die neu gegründete Organisati- on namens "FBI" der Sache annimmt... Martin Scorsese inszeniert das Verbrechen an dem Osage-Stamm nicht als reißerischen Krimi mit großem Spannungsbogen. Stattdessen ist "Killers of the Flower Moon" eine langatmi- ge, nüchterne und ungemein schmerzvolle Abhandlung der Fakten, die wenig Spaß macht und trotzdem absolut sehenswert ist.
207' CIneplex