Von Ruprecht Polenz, 18.09.2024

Frei nach dem Motto: ...

... „Die nächste Pandemie kommt bestimmt NICHT“ verschenkt die Stadt Münster hunderte von Luftfiltern, die während der Corona-Pandemie in den Klassenzimmern aufgestellt worden waren. Schülerinnen, Schüler und Lehrkräfte sollten vor Ansteckung mit dem gefährlichen Virus geschützt werden. Die Stadt Münster verschenkt Geräte, die sie für 2 Millionen Euro vor drei Jahren gekauft hat. Also zurück auf Null, statt aus der Pandemie zu lernen.

Rückblende: „Elterninitiative aus Münster demonstriert für Luftfilter in Schulen“ titeln die WN am 23. Juni 2021. „Eltern und Großeltern werden laut für virenfreie Luft in den Schulen“. Die „Elterninitiative für Luftreiniger an Schulen in Münster“ hatte anläßlich der Ratssitzung zu einer Kundgebung vor der Halle Münsterland aufgerufen.

Mit Erfolg, denn im Ergebnis schaffte die Stadt 778 Filter zur Zeit der Corona-Pandemie an. Hinzu kamen 410 Anlagen, die das Land NRW mitfinanziert

Der Rat hat vergangenen Mittwoch auf Vorschlag der Verwaltung mit den Stimmen von Grünen, SPD, Volt, FDP und Linke beschlossen, 778 Filter demnächst aus den Schulen abzuholen, um sie nach einem noch zu erarbeitenden Kriterienkatalog an Interessierte abzugeben.

Ursprünglich hatte die Verwaltung behauptet, „dass kein Interesse Dritter besteht, die mobilen Luftfilter zu übernehmen“ (Ratsvorlage V/0430/2024). Aber nachdem auch die überregionale Presse über das ungewöhnliche Vorgehen in Münster berichtet hatte (Spiegel: „Die Stadt Münster und ihr Luftfilterproblem“), meldeten sich so viele Interessenten, dass die Stadt einen Kriterienkatalog für die Vergabe erarbeiten muss. Interessierte aus Münster sollen bevorzugt werden, heißt es.

Ohne nähere Belege hatte die Verwaltung behauptet, Wartung und Instandhaltung der Filter würden 700.000 Euro im Jahr kosten. Aber 2022 waren alle Filter für nur 290.000 Euro ausgewechselt worden. Darüber hinaus gibt es eigentlich nicht viel zu „warten“.

Um die Geräte einzulagern, fehle der Platz. Sie einfach in den Klassenräumen stehen zu lassen, sei „den Tagesabläufen hinderlich.“ Außerdem seien die Geräte zu laut gewesen. Die Schulen würden sie nicht mehr wollen.

Mit Eltern hat man dabei wohl nicht gesprochen. In einem offenen Brief von Grundschule-Eltern heißt es, dass die Filteranlagen Kinder vor der Verbreitung ansteckender Krankheiten wie Grippe oder dem RS-Virus schützen könne. Eine Studie des Imperial College London habe außerdem belegt, dass der wirtschaftliche Nutzen von Filteranlagen die Instandhaltungskosten übersteige.

Immerhin: die mit Landesmitteln finanzierten Lüfter werden bis 2027 (Ende der Zweckbindungsfrist) eingelagert. Münster müßte sonst den Förderbetrag zurückzahlen. Um eine Aufhebung dieser Klausel hat sich die Stadt, soweit ersichtlich, nicht bemüht. – Ruprecht Polenz

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