Presseausweis
Von Stefan Bergmann, 31.08.2022
Ach hätte der Pizzamann...
... von der Hammer Straße doch nur die EU-Verordnung 479/2008 gelesen. Dann wäre er gar nicht auf die abstruse Idee gekommen, den Außen-Sitzbereich seiner gastronomischen Wirkungsstätte mit Weinreben zu verschönern. Denn das Pflanzen von Weinreben ist in er EU genehmigungspflichtig. Damit rücken die rüden Reben ganz nah heran an Hanf-Pflanze oder den Klatschmohn. Alles gefährlich.
Aber gut, lassen wir das Scherzen. Natürlich nimmt die Verordnung privat angepflanzte Hauswandweinreben vom Genehmigungsvorbehalt aus. Und den gibt es auch nur, damit nicht ganz Deutschland plötzlich Wein anbaut und damit Frankreich aus dem Markt kickt.
Doch Weinreben können trotzdem lebensgefährlich sein. Fragen wir doch zum Beispiel einmal den Inhaber der „Ristobar“ Artus (oh mamma mia! Welch linguistische Pizza-Hawai!) an der Hammer Straße. Er hat sich erdreistet, vor sieben Jahren schon, Weinreben vors Haus zu stellen. Damit darunter die Menschen sitzen und speisen können. Nett anzuschauen. Schattig. Und so schön mediterran von der Anmutung, wie es sich Münster immer von sich wünscht.
Leider leider können die Reben nicht schweben und stehen in Kübeln. Und die stehen zu nahe am Radweg. Sagt das Ordnungsamt. Der Wein muss weg. Radfahrer könnten mit ihren Pedalen an den Kübeln hängen bleiben und stürzen. Das wär natürlich nicht schon. Aber vermutlich wären Sie vorher schon mit ihren Köpfen an den Reben hängengeblieben. In Folge müsste man bitte in der ganzen Stadt alle möglichen Hindernisse, die nahe am Radweg stehen, entfernen. Dazu gehören leider auch parkende Autos. Bäume. Menschen.
Nehmen wir es vorweg: Der Ordnungsamtschef hat die eifrigen Kontrolleure zurückgepfiffen und bemüht sich um eine salomonische Lösung. Der Wein soll nicht weg, aber aus dem Weg. Damit geht, was vor ein paar Tagen noch unmöglich war.
Dass es dafür erst einen Bericht in der Presse benötigte, ist leicht absurd. Ohne öffentlichen Druck funktioniert so etwas offenbar nicht. Die Stadt sollte sich fragen: Warum? - Stefan Bergmann