Ohrenschmauch
Von Günter, 02.10.2024
EZRA COLLECTIVE/ CHRISTIAN LEE HUTSON/ JD McPHERSON/ NICK LOWE/ APHEX TWIN/ KING CRIMSON/ THEO TRAVIS/ BERNHARD WIESINGER/ JOO KRAUS
Das zuletzt, gerade noch pünktlich, eingetroffene Werk zuerst. Das EZRA COLLECTIVE legt mit „Dance, no one is watching“ ein äusserst vielfältiges (Doppel-) Album vor. Balladen, Afro Stile, Funk, Karibisches, in individueller, spannender Variation. Instrumentals, gesungene Tracks und in Allem die Jazz geschulten handwerklichen Fähigkeiten und die Grundhaltung ‚lass Dich nicht abstempeln, sei wer Du bist, und das Leben wird gut‘.
Ein Ortsschild mit Angabe der Bevölkerungszahl ist der Titel der 3. LP von CHRISTIAN LEE HUTSON. Kunstvoll erzählte Geschichten aus seinem und fiktiven Leben, mit warmer Stimme und etwas Melancholie gesungen, zu selbst geschriebenen Songs, die von dezenter Piano-Begleitung über angedeutete Anflüge von Country zu lauten Shoegaze Sounds reichen. „Paradise Pop.10“ zeigt einen motivierten Singer/Songwriter, der eigene und fremde Schwächen in melodischen Songs und gekonnt kurzen Formulierungen verarbeitet.
Ganz geradlinigen Rock (mehr ‘n’Roll als Hard- oder Metal) hat JD McPHERSON auf sein „Nite Owls“ brennen oder pressen lassen. Eine kurze Rundreise von Glam Rock über Pub Rock zu Surf. Mit kompakter Band und reichlich Schwung geht’s durch 10 eher kurze, temporeiche Tracks. Aber Balladen kann er auch.
Wenn schon Retro, dann schon die Originale, könnte m/f sich wünschen. OK, here we go. Der ‚Jesus of Cool‘, NICK LOWE hat für seine „Indoor Safari“ 11 Jahre gebraucht. Mit seinen Los Straitjackets rockt und schmust er sich in bekannter Manier durch 12 neue Titel. Einer der wenigen, die mit maximal 3 bis 5 Akkorden schmissige Songs basteln können. Der keine fette Produktion braucht, der ganz geradlinig mit der Langzeit erprobten Band nachvollziehbare Harmonien mit lebenserprobten Texten paart. Retro vom Feinsten!
Wenn Ihr Label an die Tür klopft, geben Sie reichlich! Das ist wohl das Motto des APHEX TWIN. Sein „Selected Ambient Works II“ besteht aus 4 Platten (oder 3CDs). 27 Titel, hauptsächlich ‚nur‘ durchnummeriert von gut 2 bis über 11 Minuten Länge veranschaulichen seine Vorstellung von Ambient. Flächen, Einzeltöne, zwischen Harmonie und nicht, Ausnahme ist die Orchester Version von ‚Rhubarb‘ am Ende des Sets. Bin noch nicht durch, wird mich wohl bis in den Sonntag begleiten…
Kurz und bündig: KING CRIMSON „Sheltering Skies“, Open Air Live Aufnahme aus Fréjus 1982. Grossartiges Konzert, Sound etwas schlapper als vom König gewohnt.
Aus dem gleichen Stall kommt THEO TRAVIS‘ „Aeolus: One Hour Duduk Meditation“. Der Titel sagt es, 1 Stunde Meditation auf dem armenischen Blasinstrument. Dezent untermalt von Steven Wilson und mit beigelegter BluRay in HighRes und weiteren 60 Minuten Soundscapes.
Die 2. CD unter eigenem Namen von BERND WIESINGER heisst „Enlighted“ und ist u. a. mit Bill Stewart (dr) und Peter Bernstein (git) ziemlich prominent besetzt. Moderner Jazz des Saxofonisten, in Bop Tradition, mit feinen Soli, z.B. des Vibrafonisten und komplex gestaltetem aber stabilen Rhythmus. Jazz as Jazz can!
Der andere, wirklich populäre deutsche Jazz Trompeter ist JOO KRAUS. „No Excuses“ ist der vieldeutige Titel, den ich hier mal nur auf die bunte Mischung der enthaltenen Musik anwende. Funky Grooves, Balladen, etwas HipHop, ein wenig Pop, alles zusammen gehalten durch seinen unverkennbaren Trompeten Sound. Immer irgendwie ‚cool‘, ganz gleich in welcher musikalischen Umgebung. Auf gleich 2 Titeln wird dieser sehr persönliche Mix durch die Stimme von Malia veredelt, da wird es dann beinahe poppig und vor allem tanzbar.