Ohrenschmauch
Von Günter, 08.01.2025
MARTIN PEITZ/ AL ANDALUZ PROJECT/ DADO MORONI/ NICK BÄRTSCH’S RONIN/ KLAUS GESING, ANA PILAT & LATVIAN RADIO BIG BAND
Da sind wir wieder! Willkommen zur ersten Ausgabe des neuen Jahres. Auch wenn es noch keine (kaum!) wirkliche Neuheiten gibt, verkneife ich mir das seitenfüllende ‚meine Favoriten‘. Die ‚wichtigen‘ Titel verhandeln die Fachmagazine, hier gibt’s weiterhin meine subjektive, ‚korruptionsfreie‘ Meinung zu dem, was ich gehört habe.
Nach 10 im monatlichen Abstand (virtuell) veröffentlichen Singles in 2024 hat der heimische Gitarrist, Sänger und Songschreiber MARTIN PEITZ diese zusammengefasst für sein erstes Album unter dem Titel „Life through a Lense“. Inkl. Intros und Outros liefert er 14 Beispiele seines Schaffens. In meist mittelschnellem Tempo mit (natürlich) der Gitarre in diversen Sounds als Melodie-Basis unter seinem leicht melancholischen Gesang. Dazu garniert er Rhythmus und Melodie mit Effekten, Handclaps und auf dem eigenen Körper erzeugter Perkussion. Viele Gedanken hat er sich offenbar über sein bisheriges, und das Leben überhaupt, gemacht, trägt die Texte in gut verständlichem Englisch über einprägsamen Gitarren Riffs vor. Unbedingt selbst anhören und oder lieber kaufen im Netz unter martinpeitz.com.
Und hinaus in die Welt. Heute mit traditioneller Musik aus Andalusien und dem Maghreb. Das AL ANDALUZ PROJECT besteht aus Mitgliedern der Gruppen Estampie, Aman Aman und L’Ham de Foc, spielt diese Musik und führt sie Live auf seit 2007. Auf bisher 3 Studio Alben und einer Live CD lässt es Melodien der jüdisch-sephardischen, christlichen und arabo-andalusischen Kulturen in friedlicher Koexistenz aufleben. Für die aktuelle CD „The Songs of Iman Kandoussi“ hat es 14 Songs der bisherigen Alben zu einem, wenn m/f so will, Portrait der im Titel genannten, herausragenden Sängerin zusammen gefasst. Traditionelle Instrumentierung, Arrangements so ursprünglich wie möglich, kein Pop!
Das Jubiläums Album, die Nr. 50 der ‚Swiss Radio Jazz‘ Serie, widmen die Herausgeber dem inzwischen verstorbenen Pianisten DADO MORONI im Trio mit Bass und Drums. Bereits in 2009 aufgenommen, Live in Morges, zeigt es den 3er in ausserordentlicher Spiellaune, mit ausufernden Improvisationen und immer unterlegtem Swing. In 8 lang ausgespielten Standards aus dem Great American Songbook zeigen die drei, dass Swing kein angestaubtes Altherren Phänomen sein muss, sondern mit der richtigen Einstellung (und Können..) frisch, zeitgemäss und herausfordernd klingen kann.
Eine echte Überraschung ist für mich das bereits 9. Werk von NICK BÄRTSCH’S RONIN. „Spin“ hat im Unterschied zur Musik der Combo, wie ich sie erinnere, einen enormen und positiv strahlenden Groove. Mit Keyboard, Sax, E-Bass und Drums entfesseln diese 4 auf vertrackten Rhythmen druckvolle Tracks, die den Beteiligten sowohl individuelle als auch gemeinschaftliche Entwicklung der meist auf 1 Grundton basierenden Jams gestattet. Im Grunde sind die 5 ‚Module‘, wie sie die Titel nennen, Variationen der gleichen Idee und jeweils nicht unter 10 Minuten beendet. Auch so kann zeitgenössischer Jazz klingen.
Meine Schönheit der Woche heisst „Song and Dance“. Eingespielt von Saxophonist KLAUS GESING mit Sängerin Ana Pilat und der Latvian Radio Big Band. Wundervoll bis raffinierte Arrangements, von lyrisch bis beinahe Rock Jazz, für den grossen Klangkörper, die von den ungeraden Taktvorgaben nichts durchscheinen lassen, feine Bläsersätze, klasse Solisten und auf 6 der 9 oft überlangen Titel mit der Sängerin, die mit ihrem Einsatz aus einem guten Jazz Track ein anmutig intimes Lied macht.