Von Günter, 09.03.2016

GRANT GREEN/ WERNER ACKER/ BRUNO MÜLLER/ GOD DON’T NEVER CHANGE/ MAURIZIO GERI SWINGTET

In dieser Woche darf ich meinen Platz auf 6 Saiten ausdehnen! Na gut, einen Humorpunkt gibt es dafür nicht, aber jede Menge feine Gitarrenmusik.

Mit der ältesten geht es los. GRANT GREEN „The 1961 Summer Sessions“. Drei Platten (alle auf Blue Note veröffentlicht) aus diesem kreativem Sommer auf einer preiswerten Doppel CD. Dreimal dieser aussergewöhnliche Gitarrist in unterschiedlicher Umgebung. Auf ‚Sunday Morning‘ im Trio plus Kenny Drew am Piano, auf ‚Grantstand‘ stattdessen JACK McDuff an der Hammond und Yusef Lateef als Bläser und auf ‚Remembering‘ im Trio pur mit Bass und Drums. Keine ‚Tour de Force‘ auf dem Griffbrett, keine Profilneurosen in der Begleitmannschaft, einfach sensibles gemeinsames musizieren entlang eines gegebenen Themas. Klassiker und Eigenkompositionen gekonnt und zeitlos auf Tonträger gebannt. Für Jäger und Sammler sind im umfangreichen Booklet auch die Original Covers zu sehen….

Elegante Instrumentals

Eine erstaunlich entspannte Gitarrenplatte liefert WERNER ACKER mit seinem Ensemble ab. Von Bass, Drums, Hammond und 3 Bläsern unterstützt führt er die Stimmung in 10 eigenen und 2 Fremdarbeiten von eingängigen beinahe Pop Instrumentals über leicht jazzig Arrangiertes, stehend langsam swingenden Blues zu Anklängen an Soul und Funk. Obwohl er der Erfinder und Mittelpunkt ist, lässt er die HörerInnen jederzeit spüren, dass die Gitarre allein nicht einmal die halbe Miete wäre. Keine Eskapaden nach Flitzefingerland, vertrackten Rhythmen oder anderes Imponiergehabe. Diszipliniert, konzentriert und nicht zu komplex.


Feiner Westcoast Pop Jazz

Nochmal Deutschland, obwohl die auch gut aus L.A. kommen könnte. Schon nach den ersten Takten von BRUNO MÜLLER’s „Inner Back Home“ fallen mir meine Westcoast Softjazz Helden Sanborn, Washington, Michael Franks und nicht zuletzt Steely Dan ein. Mit gut eingespielter Rhythmusgruppe plus wechselnden Gästen an Tasten und Blasinstrumenten geht es an der sonnigen Küste entlang. Für zusätzliche Kurzweil sorgen Gastsänger Max Mutzke und Jeff Cascaro und auch die hiesigen Big Names Joo Kraus und Till Brönner tragen ihren Teil zum Gelingen bei. Und beiden, Werner Acker und Bruno Müller, hört m/f ihre Vorlieben oder Vorbilder durchaus an, allerdings nicht á la ‚der spielt ja wie..‘, einen sehr eigenen Stil haben sie beide. Well done, Mates!


All Star Tribute!

Zugegeben, ich hab noch nie eine Platte von BLIND WILLIE JOHNSON gehört. Hätte ich aber besser…, auf „GOD DON’T NEVER CHANGE“ gibt sich gleich eine ganze Bande meiner persönlichen Favoriten die Klinke in die Hand, ihm die Ehre zu erweisen. Eigentlich nur mehr oder weniger lokal bekannter Gospelsänger in den 30er Jahren, der seine ZuhörerInnen mit seinem ausgefallenen Slide-Spiel auf der Gitarre in den Bann zog. Hier sind es u.a. TOM WAITS, LUCINDA WILLIAMS, die COWBOY JUNKIES und RICKIE LEE JONES, die zwar vielleicht nicht exakt seinen Ton treffen, aber seine kurzen, prägnanten Gospel-Messages mit einer solchen Wucht und Überzeugung darbieten, dass ich jetzt Ausschau halte nach den Originalen. Muss m/f gehört haben!


Zum Finale etwas vergleichsweise Feingliedriges. Das MAURIZIO GERI SWINGTET bietet auf „Swing a Sud“ eine italienische Variante der Gipsy Musik. Mit 2 Gitarren, Kontrabass, Klarinette und Akkordeon intonieren sie 10 selbst entworfene Varianten des Themas, gespickt mit etwas heimischer Folklore, viel Herz und handwerklicher Raffinesse. In relaxtem Tempo und mit wenig Gesang. Macht etwas Wehmut nach den ersten warmen Sonnenstrahlen.

na dann... Tschüß!
i.m.trend@muenster.de

Reinhören & Verlieben
samstags von 11-15.00 Uhr:
Günter’s MUSIK-aPOTHEKE
Breite Gasse 1

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