Von Günter, 25.05.2016

GLOBAL UNDERGROUND AFTREHOURS/ GLOBAL UNDERGROUND SELECT/ DER DRITTE RAUM/ ERIC CLAPTON/ FIJI CONDO CHIEF/ STIMMING/ LGFN/ FRASER ANDERSON/ TONY JOE WHITE

Gleich 2 echte ‚Pflicht‘-Platten wirft GLOBAL UNDERGROUND, eines der ältesten Labels für spannende Club Musik auf den Markt. Beides grossformatige Doppel CDs mit den Untertiteln „AFTERHOURS“ und „SELECT“. Beide randvoll mit Material, dass dem Motto bestens entspricht. „Afterhours“ auf CD 1 mit etwas weniger Tempo, auf CD 2 mit etwas mehr. Und „Select“, wie der Titel vorgibt, mit ausgewählten Perlen, die auf keine andere Weise in meinem Haushalt hätten auftauchen können.

Ebenfalls ein Urgestein der elektronisch erzeugen Musik ist ANDREAS KRÜGER, bekannt als DER DRITTE RAUM. Auf seinem bereits 11.(!) Album unter diesem Namen setzt er sein Schaffen in bekannter und beliebter Weise fort. Wie zum Beginn der Karriere ohne ein grosses Label hinter sich, probiert er neue Herangehensweisen und zitiert sich gern mal selbst. Klingt verwandt mit Kraftwerk und frühem Techno, mit Acid (erinnert sich wer?) und Hildenbeutel.

Natürlich darf er sich selbst zitieren, machen ‚Opa‘ ERIC CLAPTON (und andere) ja auch. „I still do“, so der Titel seines neuen Werks, und da bin ich sehr froh drüber.

Der Bandname FIJI CONDO CHIEF kling genau so verrückt, wie die Mischung aus Stilen, Sounds und Arrangements, die Sänger TILLIAN, Komponistin NIOBE mit WOLGANG HAGEDORN und STEFFEN KAHLES auf ihrem „Condo Island“ abliefern. Leise, verhallte Chöre, Twang Gitarren, Trommelrhythmen in fein ausgeklügelter Abstimmung mit- oder hintereinander. Es gibt keinen einheitlichen Stil, aber einen gut zusammen passenden Sound. Zum viel Hören und nach und nach besser verstehen.

STIMMING ist ein hamburger Elektronik-Bastler, sein „Alpe Lusia“ hat er in selbstverordneter Isolation zusammengefügt. Hat zwar meist gerade, fette Beats, ist aber deutlich eher für die Zeit nach (oder ohne) Club gedacht.

LGFN (Le Gateau de Forèt Noire) spielen dafür ‚normale‘ Instrumente und schaffen eine sehr individuelle Mischung aus Rock/Pop Elementen, garniert mit einer guten Portion Downbeats. Die Songs auf „Black Forest“ sind extra nicht zu ‚schön‘ arrangiert, erinnern mich stellenweise an eine positiv getrimmte Variante des Bristol Sounds.

Noch besser mit mehr Ausrüstung

Jetzt kommt noch was zum einfach Geniessen. FRASER ANDERSON’s 2. ‚offizielle‘ Platte „Under the Covers of Lightness“ ist einfach eine Ohrenweide. Singer / Songwriter mit offenen Ohren und Mut zum ‚über den Tellerrand schauen‘. Mal zurückhaltend orchestriert, mal in ganz kleiner Besetzung und auch mal mit Elektronika. Vergleiche sind immer etwas irreführend, aber ich höre Parallelen zu NICK DRAKE, JOHN MARTYN und sogar PORTISHEAD. Mein Liebling der Woche.


Hat noch nicht alles gesagt!

‚Keep on keepin‘ on…‘ sang seinerzeit der Zimmermann, und das tun sie. ERIC (siehe weiter oben) und mit gleichem Recht TONY JOE WHITE. Seit etwa 50 Jahren versorgt er die Welt mit seinem Swamp-Blues Sound. Entsprechend enthält „Rain Crow“ keinen Ton, den er nicht irgendwann schon einmal verwendet hat. Trotzdem schafft er es auf jeder neuen Platte, seine Songs, die oft nur auf einer oder zwei Harmonien beruhen, für den und die HörerIn spannend zu gestalten. Und um gute, oft wahre, Geschichten interessant zu erzählen, ist er nun wirklich alt genug. An den Zweigen gibt es gelegentlich schöne Auswüchse, allerdings nur, wenn die Wurzeln, die Roots, gesund sind. Optimale Vorlage für den Genuss auf Vinyl.


na dann... Tschüß!
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