Von Günter, 07.12.2016

BALKAN BEAT BOX/ M.A.N.D.Y./ WERD/ BUTTERING TRIO/ BEARS OF LEGEND/ CHRISTINE OWMAN/ HOPE SANDOVAL

Balkan Beat ist überall!

Los geht es mit 3x Programmier-Praxis. Zunächst die BALKAN BEAT BOX. Auch mit ihrem 5. Album „Shout it out‘ bleiben sie ihrem Plan treu, den Sound der ganzen Welt einzuarbeiten, dabei auf balkanische Bläser nicht ganz zu verzichten, aber auf keinen Fall in der gleichen Suppe herum zu rühren, wie auf dem Album davor. Die Beats kann m/f am ehesten mit im Hip Hop üblichen vergleichen, die Stimm-Einsätze haben etwas von jamaikanischen Toastern, ein wenig Funk, dazu Hilfe von Musikern aus dem Jemen, was soll ich sagen, eben Worldbeat. Von der besseren Sorte!


Dann 2x Berlin: M.A.N.D.Y. das DJ- und Produzenten-Team legt nach 15 Jahren rundum Aktivität sein erstes Album vor. „Double Fantasy“ ist dabei eher noch etwas untertrieben. Technoid ja, aber fast ohne Rhythmus-Maschine. Die beiden Herren basteln feine, dezente Grooves, zu denen sehr wohl getanzt werden kann, die aber auch als stimmungsvoller Hintergrund bei dezenter Beleuchtung perfekt funktionieren. Gelegentlich mit einer ausgesuchten Stimme garniert, meist jedoch mit rhythmischen und harmonischen Finessen über 13 Titel spannend. Und, ja, ‚Body Language‘ ihr Hit aus 2005 ist auch drauf, in einer beinahe ‚Barmusik‘ Version. Das geht gut.

Instrumental Hip Hop mit Chill Faktor

Und WERD, DJ, musikalischer Direktor und Beat Bastler für einen grossen Teil der heimischen Szene, beglückt uns mit einem instrumental Hip Hop Album. Fehlt da nicht was? Z.B. die Stimme? Nein! Wer in überwiegend so langsamem Tempo Klänge und Melodien unterbringt, die die grauen Zellen in Bewegung halten, der braucht keinen Ansager. Für mich ist „The Path“ die erste Hip Hop CD, die ich auch gut und richtig unter Chill Out einstufen könnte.


Vom instrumentalen Beat zu Sprechgesang mit geschickt komponierten Back up. Das BUTTERING TRIO kommt mit Werk 3 um die Ecke. Musikalisch ausgesprochen vielseitig, verbal dafür umso sparsamer. Diese 3 Israelis haben ein gutes Händchen dafür, unterschiedliche Sounds und Klangfarben zu ihrem eigenen Ding zu verschmelzen. Klingt es gerade noch nach Soundtrack, geht es im nächsten Track eher Techno-orientiert zur Sache, allerdings mit kleiner Bläser-Garnitur aufgerüstet. „Threesome“ ist nix zum Mitgröhlen, hier heisst es aufgepasst und gestaunt. Für den grossen Markt viel zu komplex, aber für eine ganze Menge Liebhaber exakt passend!

Zu denen, die ihre Musik auch ohne Computer-Simulation vorführen können. Die BEARS OF LEGEND spielen dabei in einer sehr eigenen Liga. Erinnern die Songs in ihrer Struktur, mit vielen Rhythmus- und Harmonie-Wechseln, ein wenig an die frühe Phase von Supertramp, entspricht die Instrumentierung, mit Akkordeon, Banjo, akustischen Gitarren eher Mumford and Sons. Aufwändig ausgearbeitete Kompositionen, einfühlsamer Gesang und Texte, die nicht nur das Party-Leben beschreiben machen „Ghostwritten Chronicles“ für mich zu einer echten Entdeckung. Wieder aus Kanada, oder gar noch weiter aus dem Norden?

CHRISTINE OWMAN und ihr “When on Fire“ beschreibe ich mal als eine zeitgemässe Ausgabe von Julee Cruise, aber auf einem Independent Label. Das heisst, nicht unbedingt auf Wohlklang getrimmt, dafür sorgt schon Helfer Mark Lanegan. Eher düstere Klanggestalten, mit Melancholie und Weltschmerz durchsetzt auf Begleitung, wie sie auch schon mal beim guten Onkel Tom (Waits) auftaucht. Etwas mystisch im Gesamtergebnis.

Hope Sandoval a.k.a. Mazzy Star

Richtig mystisch geht es, wie gehabt, auf HOPE SANDOVAL’s lange überfälligen Album „Until the Hunter“ zur Sache. Mit ihrer Band ‚The Warm Inventions‘ schliesst die Königin des Zeitlupen-Gesangs für mich nahtlos an ihre Zeit mit Mazzy Star an. Wer die vermisst, ist hier genau richtig.


na dann... Tschüß!

i.m.trend@muenster.de

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