Von Günter, 07.06.2017

KENNETH BAGER/ NILS WÜLKER/ MORGAN HERITAGE/ JADE JACKSON/ BRUCE SUDANO/ TUBBY HAYES QUINTET/ DANI DORCHER

Den Spass an chillout Musik hat uns die Klang-Industrie in den letzten Jahren weitgehend ausgetrieben. Aber nicht alle Gallier lassen sich vereinnahmen. Dieser ist Däne, KENNETH BAGER, und produziert auf seinem Music for Dreams Label wenig, aber nach wie vor interessante Projekte. Sein letztes Abenteuer ist ein DJ Set nach eigenem Gusto, heisst „Jockey Club Salinas Ibiza: The Sunset Sessions # 4“ und ist wirklich ein perfekter Begleiter für den Sonnenuntergang. Auf 2 CDs geht es sehr melodiös, mit weniger und auch mehr Beats und inspirierenden Instrumenten-Einsätzen langsam zum Anfang der Nacht. Entspannung mit Niveau!

Jetzt mit Strom

Jetzt auch mit elektronischer Unterstützung unterwegs ist NILS WÜLKER. Der exzellente Trompeter und Songschreiber hat für sein neues Album „On“ kompetente Helfer aus der Programmier-Abteilung und Sänger eingeladen. Herausgekommen ist dabei ein sehr vielseitiger Hybride mit Jazz als Basis, zu dem sich fette Soulgrooves, gelegentliche Hip Hop Beats aber natürlich auch seine gewohnten Mitstreiter an ‚richtigen‘ Instrumenten gesellen. Ein grosses Rufzeichen für den Säger, Rob Summerfield, der seine beiden Chancen mit Bravour nutzt.


Schon über 20 Jahre drehen MORGAN HERITAGE ihre Kreise in der Reggae Landschaft. Auf dem aktuellen Werk sehe ich nur 3 Mitglieder, das waren schon mal mehr… aber diese mögliche Lücke schliessen sie geschickt mit ausgesuchten Gästen (Marley Söhne, Bunny Rugs u.a.) und peppen ihren Roots orientierten Sound mit dezenter Elektronik auf und haben für „Avrakedabra“ einen Satz markanter Titel gestrickt.

„Gilded“ von JADE JACKSON habe ich etwas krachiger erwartet, ist die CD doch produziert von Social Distortion’s Mike Ness. Es rockt auch, aber eher lässig, die Country Basis scheint deutlich durch und Jade singt uns dazu mit kräftiger Stimme Erlebnisse und Erfahrungen aus ihrem noch nicht so langen Leben. Wie so oft, die Balladen gefallen mir deutlich am besten, die liegen ihrer Art zu singen und ‚Live‘ Instrumentierung lassen sie sehr authentisch klingen.

Bisschen wie der Sugarman

Gesehen habe ich Platten von ihm schon mal, gehört nie. BRUCE SUDANO’s „21st Century World“ erinnert mich in Stimmung, Tonfall und Instrumentierung stark an Rodriguez, den Sugarman. Texte, die sich kritisch mit der Welt um ihn herum auseinandersetzen und eine ganz straight und unpoliert aufspielende Begleitband, der m/f immer mal wieder anmerkt, dass sie auf jeden Fall mit diversen Wassern gewaschen ist.


Diese hier ist mehr ein kulturelles Dokument als ein hippe Neuerscheinung. Wurde auch schon 1964 aufgenommen. Während der wöchentlichen Live Sessions in Ronnie Scott’s Jazz Club. Das TUBBY HAYES QUINTET bietet auf „Modes and Blues“ nur den Titeltrack, 33 Minuten lang. Eine kollektive Improvisation auf einer vorgegebenen Linie. Der Namensgeber am Sax auf den Spuren von Coltrane, eine perfekt harmonierende Rhythmusgruppe und ein ebenfalls auffälliger Trompeter. Zeitgemässer, moderner Jazz, Baujahr 1964.

Blues & Soul mit etwas Rock

Den hier könnte ich mir gut auf dem Schöppinger Bluesfestival vorstellen. DANI DORCHIN’s sehr individueller Mix aus souligen Grooves auf einem Rückgrat aus Blues und ein wenig Rock. Als Gitarrist mehr dem Sound als dem Flitzefinger verpflichtet und als Sänger ein geradliniger Shouter, „So the Story goes“, dazu eine quicklebendige Band, die bei Bedarf auch ein grosses Publikum ‚rocken‘ könnte.


Archivtexte Ohrenschmauch

Günter Günter

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