Von Günter, 28.02.2018

MÜNSTER MUSIC DAYS/ JASMIN TABATABAI & DAVID KLEIN QUARTETT/ EMEL/ FORGANIC/ MAMAS GUN/ FRITZ KALKBRENNER/ CONTRAST TRIO

Noch 2 Wochen bis zu den nächsten MÜNSTER MUSIC DAYS in der Konzerthalle CLOUD auf dem Germania Campus. Am 15.3. geht’s los mit Martin Tingvall allein am Klavier. Am Donnerstag, den 16. ein Doppelkonzert mit Jan Löchel mit Begleitung und anschliessend Tokunbo, Sängerin aus Berlin, mit ihrer Band. Der Freitag (17.3.) bringt eine Sängerin, die den meisten eher als Schauspielerin bekannt sein dürfte: JASMIN TABATABAI, begleitet vom DAVID KLEIN QUARTETT, trägt ihre sehr eigene Version von Vokal Jazz vor. Aus dem weiten Feld zwischen alten Schlagern, Chansons, eigenen Kompositionen und Standards mischt sie ein berührendes Programm. Trauer, Melancholie, Humor und ganz viel Charme, begleitet von 4 Musikern, die ihre feinsinnige Interpretation adäquat musikalisch untermalen. Wie sich auch auf den beiden sehr erfolgreichen CDs dieser Kombination nachhören lässt. Lackschuhe sind erlaubt! Mehr Info unter SOUNDLAKECITY.DE, Tickets unter www.muenster-ticket.de.

Mehr als nur Remixed

Mit ihrem 2 Album ‚Ensen‘ aus dem vergangenen Jahr hat die tunesische Sängerin EMEL Türen geöffnet. Ihre Mischung aus Klängen der Heimat mit elektronischen Beats und Rhythmen erzielte weltweites Echo. Als Resultat liegt jetzt die Remix-Version des Albums vor. „Ensenity“ enthält 9 Tracks, die von Künstlern und Projekten aus dem Bereich der experimentellen elektronischen Klangerzeuger der Welt neu bearbeitet wurden. Da klingen die orientalen Basis-Trommeln gelegentlich mächtig bis drohend, Stimme und Instrumente werden verfremdet und neu zusammengefügt. Genau so radikal und selbstbewusst, wie sie in ihrer Heimat, in der ihre Musik im Radio und TV nicht gespielt werden darf, ihre Meinung gegen das korrupte Regime vor dem Arabischen Frühling kund tat. Und diese Stimme und ihre Art zu singen sind extrem hörenswert.


Besonders im Vergleich eindeutig konservativer und bodenständiger kommen FOURGANIC daher. Das Quartett aus Deutschlands Süden hat sich für „Rare Gumbo“, der Titel deutet es schon an, dem Groove und Blues der Wiege des Jazz, New Orleans, angenommen. Mit Gitarre, Saxofon, Drums und Hammond Orgel erarbeiten sie sich ein stimmiges Programm aus eigenem Material und Cover-Versionen in swingendem Jazz, langsamem Blues und dem typischen New Orleans Groove. In sehr gut trainierter Handarbeit, singen tun sie zum Glück wenig.

Soul 60ies Style

Im vierten Anlauf haben sie endlich ihren Sound gefunden. Waren die 3 Vorgänger immer auch ein wenig auf den Spuren Rock orientierter Nummern von Prince oder Lenny Kravitz, besinnen sie sich jetzt auf die ‚Roots‘. Und die liegen im Soul der 60er Jahre. MAMAS GUN klingen dabei unbedingt modern, spielen die Musik selbst auf ‚richtigen‘ Instrumenten. Schlank und ganz geradlinig produziert, selbst auf den Bläser unterstützten Tracks, rufen sie angenehmste Erinnerungen wach. „Golden Days“ ist ganz nah an der Variante Mayer Hawthorne auf dessen erster Platte.


Zum Finale 2x Techno. Aus Berlin, FRITZ KALKBRENNER, der auf seinem neuen Werk „Drown“ ohne Gesang auskommt. Klassisch ‚Old School‘ House, geschickt programmierter 4 to the Floor Rhythmus, der wenig variiert und nur gelegentlich ausgeblendet wird unter kurzen, vom Echo-Modul vervielfältigen harmonischen Tonfolgen. Alles wohlklingend, rund und schön, sehr minimal die Veränderungen zwischen den einzelnen Tracks, so dass mir das Album vorkommt, wie ein Stunde auf oder an der Tanzfläche eines trendigen Clubs.

Electro-/Techno Jazz?

Eingängige Harmonien finden sich auch auf „Letila Zozulya“ des Frankfurter CONTRAST TRIO. Sie benutzen ausser dem Standard Besteck (b, dr, p) Synthesizer und Sampler und erweitern damit ihr Klangspektrum erheblich. Auch hier sind die Beats durchaus gerade, aber sie zerlegen sie nicht nur auf 4 gleiche Schläge, variieren Betonung, Begleitung, Unterbau und sind dabei sehr findig für ungewohnte Klänge, was u.a. in der Einbindung Ukrainischer Chöre auf 3 der 12 selbstgestrickten Songs gipfelt. So eindeutig aus der Seele des Jazz gespeist, lasse ich mir auch zum guten Teil elektronisch erzeugte Musik gern gefallen.


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