Von Günter, 27.06.2018

UNITED WE SWING/ CURLY STRINGS/ LEXSOUL DANCEMACHINE/ JAZZANOVA/ MICHAEL FRANKS

Damit die Info nicht wieder hinten herunter fällt, gleich zu Anfang. Am Freitag, den 29. treffen sich die Analog-Freunde der Stadt im Boheme Boulette. Nach dem Vergleich von Schallplatten-Waschmaschinen beim vorletzten Mal und Details über die Verwendung von Röhren beim letzten Mal, gibt es am Freitag kein spezifisches Thema, ausser Musik zu hören. Nicht nur analog…

W. Marsalis Septet als Backup Band!

Könnte fast auch das Motto des Abends sein: „UNITED WE SWING“ ist das auf CD gebrannte Dokument mit Höhepunkten der Jazz at Lincoln Center Galas der Jahre 2003 bis 2007. Alles live, von Ray Charles über Natalie Merchant und Eric Clapton zu John Legend und James Taylor, Bob Dylan, John Mayer u.a. Auf insgesamt 16 Tracks hört m/f diese und weitere Künstler, die Besonderheit dabei ist die Band: Das Wynton Marsalis Septet bereitet den Beteiligten einen gekonnt neu arrangierten Background, ergänzt durch inspirierte Soli und hält sich dennoch vornehm zurück. All das auch noch für einen guten Zweck. Details gibt es im Booklet.


Wenn ich mich richtig erinnere, gab es auf dieser Seite noch nie Musik aus Estland. Heute gleich 2x. Die CURLY STRINGS präsentieren auf ihrem „Hoolima“ eine energiegeladene Mischung aus der heimischen Musiktradition und Elementen der Nachbarländer bis hin zu amerikanischem Bluegrass. Virtuos gespielt und gemischt auf den akustischen Instrumenten Mandoline, Fiddle, Gitarre und Kontrabass, gut abgestimmter Gesang und raffinierte Tempowechsel lassen nicht nur die Herzen der Folk-Freaks höher schlagen.

Die LEXSOUL DANCEMACHINE, ebenfalls aus Estland, orientiert sich an einer ganz anderen Tradition. Die von James Brown bis Hamilton Bohannon, also Funk in der besten spät 70er/früh 80er Variante. Einen so besessenen Shouter, wie den alten James, haben sie nicht, aber dieser 6er mit 2 Gitarren, Bass, Keyboards, Drums und Gesang hat die Lektion absolut intensiv gelernt. Einprägsame Riffs, tanzbare Grooves und eine für die heimischen Klimaverhältnisse heisse Mischung zusammen mit klaren, Spass orientierten Texten, „Sunny Holiday in Lexico“ widerspricht einmal mehr der alten Regel, dass weisse Jungs nicht springen können.

Kollektiv in Bestform

In zig Produktionen und Remixes haben sie in den vergangenen ca. 20 Jahren ihre musikalischen und handwerklichen Fähigkeiten demonstriert. Zahlreiche Kompilationen und Zusammenarbeiten fanden bei Publikum und Kritik beste Resonanz, jetzt legen JAZZANOVA ihr 3. ‚eigenes‘ Album vor. „The Pool“ enthält in reifer Vollendung alle Spezialitäten dieses Kollektivs. Je nach der ausgewählten Stimme, wandelt der Sound zwischen tief souligen Balladen, fliessendem Funk, auch mal mit Sprechgesang (ich sage bewusst nicht ‚Rap‘) oder leichten Popanklängen von Daft Punk. Dem Downbeat stehen sie nach wie vor so offen gegenüber, wie eigenwilligen Sounds oder einem vertrackt angelegten geraden Rhythmus. Dabei ist „The Pool“ über die ganze länge variabel und spannend ohne mögliche HörerInnen so sehr zu fordern, wie seinerzeit das Debut. 12 Tracks, jeder für sich ein Schmankerl, zusammengefasst auf 1 CD für den regelmässigen, genussvollen Konsum. Natürlich auch auf Vinyl.


Bleibt sich treu

Damit habe ich nicht mehr gerechnet, umso mehr freut es mich, dass es eine neue CD von MICHAEL FRANKS gibt. „The Music in my Head“ bringt 10 neue Songs in seinem unnachahmlichen ‚sanfter Pop mit einem Schuss Brasil von einem hochqualifizierten Team aus Jazz-Musikern exzellent umgesetzt‘ Stil. Erstaunlicherweise wurde diese weitere kleine Perle der Westcoast-Music in New York aufgenommen. Was aber eigentlich nur beweist, dass er diesen Sound in sich trägt und ihn in jeder Umgebung mit den richtigen Begleitern in mittlerweise beinahe perfekter Art und Weise und vor allem sehr entspannt umsetzen kann. Hoffentlich ist „The Music in my Head“ noch nicht seine letzte.


Archivtexte Ohrenschmauch

Günter Günter

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