Von Günter, 04.07.2018

CD-FORUM/ NEW ORLEANS PARTY/ WOOD BROTHERS/ DAVID EUGENE EDWARDS & ALEXANDER HACKE/ BRISA ROCHE/ THE ORB/ RAHIM ALHAJ TRIO

Am Anfang wieder keine Musik. Sondern ein dickes DANKE und Bewunderung für so lange durchhalten unter sich seit fast 20 Jahren ständig verschlechternden Rahmenbedingungen: Das CD-Forum schliesst zum Ende Juli. Münsters letzter Vollsortiment-Fachhandel für physische Tonträger. Ich wünsche den Beteiligten alles Gute für ihre Zukunft.

Zur allgemeinen Aufmunterung empfehle ich den neuesten Wurf aus dem Hause Putumayo. „NEW ORLEANS PARTY“ enthält genau, was der Titel umschreibt. Marching Bands, Oldtime Jazz, etwas Rock’n’Roll, Cajun und Blues. In der unnachahmlichen Variante (auch wenn es gern versucht wird) ‚eingeborener‘ Musiker, zu denen z.B. natürlich auch Dr. John gehört.

New Orleans-Blues-Südstaaten-Soul-Groove

Die Musik von JON CLEARY hat sich von dort auch nie so ganz weit entfernt. Sein „Dyna-Mite“ beginnt mit einem ziemlich typischen N.O. Funk, weiter geht’s mit einer Ballade, unterschwellig groovt sich die Band schon warm und erinnert in nicht wenigen der folgenden Titel der CD an die fetten Midtempo-Südstaaten-Soul-Rocker von Little Feat. Garniert mit Bläsern und sehr variabel in der Wahl der Basis-Rhythmen.


..haben was zu sagen.

Tausche meine letzten 3 Bonamassa Platten gegen die neue WOOD BROTHERS. Nicht wegen vorgeführter Fingerfertigkeit, keineswegs, aber die beiden Brüder und ihr Freund haben was zu sagen. Die erleben ihr Land, fassen Eindrücke und Ansichten zu griffigen Songs zusammen, die auf Blues basieren, aber ohne die berühmten 12 Takte auskommen. Die haben was zu sagen, und wissen darüberhinaus auch noch, wie m/f das in spannende und vielseitige Klänge verpackt. Von Hymne zur Ballade zum Rocker zum funky Groove. Gefällt mir ausserordentlich.


2 Welten, 1 Album!

Zu DAVID EUGENE EDWARDS & ALEXANDER HACKE. Unterschiedlichere Startrampen kann es kaum geben, trotzdem klingt deren „Risha“ ausgesprochen homogen. In den Songs, wenn ich sie so nennen darf, zwischen ambienter Klangbegleitung und metallenen Rhythmen in früh 80er Industrial Kulisse ergänzen sich die beiden und schaffen ein bei aller Härte sehr organisches Werk.


Zurück auf den alten Kontinent. BRISA ROCHE gelingt der ‚grosse‘ Durchbruch seit Jahren nicht. Gute Songs, eine durchdringende Stimme und kein Wunsch nach Anpassung. Ihr „Father“ hat vielleicht die besten Chancen bisher, nicht weit, inhaltlich wie musikalisch, von der frühen Patti Smith und mit John Parish als Produzent kommt ihr neues Album zum ersten Mal richtig auf den Punkt.

Mit „No Sounds are out of Bounds“ legen THE ORB wohl das vielseitigste Album ihrer Bandgeschichte ab. Wobei Band sehr relativ ist, THE ORB ist eigentlich ‚nur‘ Alex Paterson plus wechselnde Helfer. Nach 30 Jahren im Geschäft findet sich hier praktisch das Resümee der grossen Bandbreite seines Sound Universums. Dubbige Beats, spacige Sounds und klasse Stimmen wabern in wechselnder Anordnung aus den Lautsprechern, Geräusche verdichten sich, kriegen Melodie und wieder zurück. Ausgesprochen kurzweilig aber nie ohne Konzept.

Zum Schluss ein weiterer Versuch über Musik das friedliche miteinander in der Welt zu fördern. „One Sky“, der, den wir uns alle teilen, ist der Titel der CD des RAHIM ALHAJ TRIOs. Der Oud Spieler aus dem Irak bildet mit dem Santur (Hammer-Dulcimer) Spieler Sourena Sefati und dem palästinensisch-amerikanischen Perkussionisten Issa Malluf dieses Trio. Keine traditionelle Musik, alles Eigenkompositionen, die sich zwischen der musikalischen Überlieferung und einem eher vom Jazz geprägten Ansatz bewegen. Ganz sicher kein Mehrheiten-Programm, aber wer Ohren hat zu hören und etwas Geduld, sich auf die Klänge einzulassen, wird eine echte Entdeckung machen. Wie beim Label Smithsonian Folkways üblich, gibt es im Booklet reichlich Info in Englisch und Arabisch zu diesem Kleinod.

Archivtexte Ohrenschmauch

Günter Günter

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