Von Günter, 16.10.2019

ANALOGFREUNDE/ DAVID ROSE/ RESOLUTION 88/ PORTICO QUARTET/ JACK KLATT/ JONAH TOLCHIN/ HENNIG WEHLAND

Am 18. Oktober ist es wieder soweit. Gegen 20h treffen sich die ANALOGFREUNDE in der Boheme Boulette. An diesem Termin wird eine andere als die übliche Geräuscherzeuger-Kette (TT/CD, Amp und Lautsprecher) zum Einsatz gebracht. Und natürlich gefach-simpelt und so viel wie möglich Musik konsumiert. Frische Meinungen und Standpunkte sind unbedingt erwünscht, Eintritt kostet nix.

Exzellenter Swing-Sänger

Beim Anblick des Covers dachte ich daran, dass die Zeit der Sinatra Sing-a-Likes doch eigentlich vorbei ist. Aber schon nach ein paar Akkorden war dieses Vorurteil verflogen. DAVID ROSE hat für sein „The New York Session“ ein exzellentes Quintett als Basis, und die ausgewählten Titel sind alles andere als die üblichen Verdächtigen aus dem Great American Songbook. 11 Titel, die m/f in den vergangenen Jahren eher selten gehört hat, arrangiert im swingenden Stil der 40er und frühen 50er, frisch aber authentisch arrangiert, inspiriert und beseelt gesungen und so elegant und wie handwerklich perfekt in Szene gesetzt. Geschmackvolle Balladen, geschickte Variationen der Rhythmen und immer wieder unbedingt Song-dienliche Arbeit der Solisten an Gitarre (Bucky Pizarelli), Piano (Lee Musiker) und Sax und Klarinette (Dan Levinson). Grosses Kompliment für das Vermeiden der gewohnten Stereotypen.


Nicht ganz soweit, jedoch auch ein wenig in die Vergangenheit begeben sich die Herren von RESOLUTION 88 mit ihren „Revolutions“. Ihr Funk-Jazz orientiert sich an den Vorbildern aus den 70ern. Gesang gibt es nur auf einem Track, der Sänger/Sprecher..) wurde extra besorgt. Ausserdem garnieren sie Tracks erstmalig mit Bläsern und sogar Streichern. Das Rhodes Piano ist nicht so dominant wie auf den Vorgängern, der Bass groovt quirlig, der Drummer füllt extra Trocken und freundliche Balladen können sie auch.

Nicht von dieser Welt?

Das PORTICO QUARTET erfreut mich mit einem neuen Werk. Sein „Memory Stream“, bereits das 5. Studio-Album mit diesem ureigenen Sound, der sich ständig zwischen freiem Fall und komplexer Komposition bewegt, greift, wie der Titel vermuten lässt, auf Erinnerungen (nicht unbedingt eigene) zurück. Bruchstückchen aus Vergangenheit in neue Klänge und Rhythmen umsetzend, und in diesem Fall weniger auf digitale Instrumente zurückgreifend. Die gekonnt aufgebaute Reihenfolge der Tracks nimmt die Hörer mit auf einen Ausflug in einen Kosmos aus Improvisation, Minimalismus und Sounds, einen musikalisch-rhythmischen Parcours durch unentdeckte (Klang)-Welten.


Eine beinahe romantische Songwriter Platte bietet JACK KLATT mit seiner „It ain’t the same“ an. Und damit meine ich nicht kitschig! Gefühlvolle Balladen im Wechsel mit Country geschulten flotteren Songs, mit leicht heiserer Stimme gesungen und mit Steel-Guitar angereichert. Keine grosse Kunst, solides Handwerk mit ehrlichen Texten zu ehrlicher Musik.

Noch zurückhaltender und dabei deutlich in der Tradition der US Folksinger geht es auf JONAH TOLCHIN’s „Fires for the cold“ zu. Die Themen findet er offensichtlich im Alltagsleben, formuliert sie zu kleinen Geschichten, die er mit sanfter Stimme zu sparsamer musikalischer Begleitung vorträgt. Ab dem 2. Durchlauf verfangen die Melodien und Texte. Wenig ist in diesem Fall sehr viel.

Laut aus Münster

Und….HENNIG WEHLAND von den H-Blockx hat sein 2. Album draussen. Bisher habe ich 3 Songs aus seinem „Gesetz der Toleranz“ hören können. Und er rockt! Nicht dieses weinerliche Gesäusel seiner meist jüngeren Kollegen, die nur so lange populär sind, wie sie täglich im TV herumalbern. Etwas schnoddrig in der Sprache, aber dafür authentisch, wiedermal überhaupt nicht angepasst, sondern richtig laut. Und das aus Münster!


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Günter Günter

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