Von Günter, 23.03.2011

SOUTH AFRICAN FUNK EXPERIENCE/ CUBAN FUNK EXPERIENCE/ FULANA/ NU FLAMENCO/ NU BRAZIL/ ROB LONGSTAFF/ MARC COPLAND/ JAMES BLAKE/ SELAH SUE

Marc Copland – Hohe Klasse für Kenner

Zu den Ereignissen in Japan wiederhole ich nur mein ca. 1 mal jährlich gezogenes Zitat zu diesem Thema: „Es besteht zu keiner Zeit keinerlei Gefahr“. (HAINDLING, fruehe 80er).


Vorweg für die Neugierigen wieder2 Titel aus der NASCENTE Kollektion. Die „SOUTH AFRICAN FUNK EXPERIENCE“ glänzt mit Funk geschwängerten Titeln überwiegend der 70er Jahre u.a. mit MAHLATINI, den MAHOTELLA QUEENS, den SOUL BROTHERS und anderen Talenten der Region. Selbst CHRIS MC GREGOR’S BROTHERHOOD OF BREATH ist vertreten. Nicht neu, also sicher kein Trend, aber unglaublich lebensfroh und temporeich.

Selah Sue – Eine Entdeckung!

Vermutlich in den offiziellen Aufnahmepausen in den EGREM Studios auf Kuba heimlich zusammengebaut wurden die Titel der „CUBAN FUNK EXPERIENCE“. IRAKERE, LOS VAN VAN und HILARIO DURAN sind wohl die einzigen, die unter diesen Namen auch offiziell produzieren durften. Die anderen lesen sich nach kurz ausgedachten Projektnamen mit sicher zum Teil gleichen Musikern, die aber auf dem kontrollierten kubanischen Markt nicht veröffentlichen durften. Das ist schweißtreibend funky mit fetten Bläsern und allem, was der und die geneigte Latin Jazz Funk Fan will.
Ein anderer interessanter Vertrieb ist MUSIC BROKERS. Die vermarkten vorwiegend Südamerikanisches oder spanisch Sprachiges. Ein paar leuchtende Beispiele sind z.B. die „Tango Nouveau“ von FULANA. Die gibt es in gut sortierten Läden bereits seit September und enthält elektronischen Tango vom Allerfeinsten. Nicht ganz so eklektisch und musikalisch weltumspannend, wie das GOTAN PROJEKT, aber hochinteressant, eingängig und trotz intensivem „Elektro“-Einsatz sehr organisch. Die gut ausgesuchten Stimmen tragen dabei viel zur Abwechslung im eigentlich gleichen Genre bei.


Ebenfalls sehr spannend ist deren Sampler „NU FLAMENCO“. Auch bereits aus dem letzten Jahr, durchleuchtet der die spanische Szene nach Musik, die zwar durchaus als international orientierter Pop gedacht ist, aber deutliche Spuren des heimischen Flamenco durchscheinen lässt.

James Blake – Magisch

„NU BRAZIL“ fällt dagegen etwas ab, weil auf die auch hier bekannten „Big Names“ ganz verzichtet wurde, und die nächste Garde vielleicht nicht den Mut hat, frech und deutlich ihren neuen Umgang mit dem Einfluss der Musik der Welt auf die eigenen Roots kund zu tun. Sehr schön zu hören, doch nicht wirklich überraschend. Das Beste an den 5 Genannten: Sie kosten alle nur um 10Euro!


ROB LONGSTAFF wagt in der Zeit der Überproduktion den Versuch, ganz allein mit der akustischen Gitarre gehört zu werden. „Boogaloo“ enthält sehr schöne Songs mit eigentlich simplen Harmonien, deren Reiz in seiner Art des Vortrags liegt. Nicht ganz weit entfernt von JACK JOHNSON.

Sehr intellektuell, musikalisch anspruchsvoll und handwerklich über jeden Zweifel erhaben präsentiert MARC COPLAND mit seinem Allstar Quartett das neue Album „Cross Talk“. Zeitgenössischer Jazz in höchster Konzentration für Menschen, die sich darauf verstehen.

Zum Schluss 2 Platten, die mich aus ganz unterschiedlichen Gründen begeistern. JAMES BLAKE, ganz leise, reduziert in allem, Klavier plus rhythmische Fetzen und Geräusche. Der Gesang inspiriert durch Soul und Gospel; melancholisch, leidend, aber nicht jammernd. Die Magie der Platte erschließt sich eigentlich nur, wenn m/f sie ununterbrochen am Stück hört.

Sehr viel zugänglicher ist das Debut der jungen Belgierin SELAH SUE. Auf den ersten Blick fällt sofort der Vergleich zur erfolgreichen ADELE ein. SELAH SUE’s Werk ist allerdings nicht so perfekt und glatt ausproduziert. Etwas brüchigere Rhythmen, zusammengesetzt aus Soul, Blues, Reggae und elektronisch erzeugten Downbeats. Und wie so oft bei Erstlingen (remember DUFFY..), mit Leib und Seele und allem was sie aufbringen kann gesungen. Überzeugend, unverbraucht, hochtalentiert. Eine Entdeckung! Na Dann. Tschüß!
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