Von Günter, 20.01.2021

DIANA RASINA/ ENRICO PIERANUNZI & BERT JORIS/ RAFFAELE CASARANO & CLAUDIO FARINONE/ DAVIE ANDERSON

Wird ja oft und gern gesagt: Weniger ist mehr. Auf dieser Seite reichen deshalb total 17 MusikerInnen für vier ungewöhnliche CDs. So unterschiedlich die enthaltene Musik auch sein mag, 2 Dinge haben die Produkte gemeinsam, trotz gehyptem Vinyl-Revival gibt es sie nur auf Silberling und keines von ihnen wird in den News-Listen der Streaming-Portale auf einer vorderen Position landen.

Diana Rasina – Roman(t)isch in 15 Variationen

DIANA RASINA und ihre 2 Musiker-Kollegen interpretieren auf „Romance“ eine breite und bunte Palette romantischer Lieder aus dem romanischen Sprachraum. Zu Akkordeon- und Gitarren-Begleitung singt sie in 15 Sprachen oder Dialekten. Ihre ausgebildete kräftige Stimme trägt Melodie und Harmonie auch im Alleingang, so dass ihre 2 Unterstützer nicht ‚führen‘ müssen, sondern sich auf die so zurückhaltende wie auch handwerklich und klanglich perfekte Ausmalung der Lieder konzentrieren können. Verschiedene Dialekte Spaniens oder Italiens verwendet sie so sprachsicher wie Portugiesisch oder Rumänisch. So greift sie bevorzugt auf traditionelles Liedgut zurück, verwendet Klassisches im passenden Arrangement und für mich als Höhepunkte die überzeugende Interpretation des Fado-Klassikers ‚Solidao‘ und eine wirklich innige Version von Jacques Brel’s ‚Ne me quitte pas‘. Alles langsam und emotional, eben roman(t)ische Balladen. Mit Zeit geniessen!


Enrico Pieranunzi & Bert Joris – Unglaubliche Schönheit

Ein zum grössten Teil improvisiertes Bündel Kompositionen von unglaublicher Schönheit liefern Pianist ENRICO PIERANUNZI und Trompeter BERT JORIS mit ihrer „Afterglow“. Filigrane Strukturen, sich wiederholende Melodie-Stückchen, Andeutungen von Bebop, Ragtime, Boogie und Song, Fragmente, die von den beiden Ikonen gegenseitig ergänzt oder verfremdet werden, ruhige Tonfolgen, so still, dass m/f kaum wagt zu atmen. Wie der Pianist im Vorwort sagt, hat das, was du nicht spielst manchmal mehr Bedeutung, als die Töne drum herum. Ausgedehntes Sonntags-Frühstück.


Und noch ein Duo. RAFFAELE CASARANO & CLAUDIO FARINONE re-imaginieren auf „Todomercedes“ lateinamerikanische Songs, die in der Interpretation von Mercedes Sosa Berühmtheit erlangten. Mit Sopran-/ Alt-Saxofon und 8-saitiger oder Bariton-Gitarre vermeiden die beiden jede Idee von Cover-Version. Eher sind ihre Varianten kurze und längere Meditationen innerhalb einer vorgegebenen Harmonie-Folge. Dabei zollen sie den Kompositionen grossen Respekt, demonstrieren keine Instrumental-Artistik, stellen jeden Ton in den Dienst eines ausbalancierten Gesamtklangs. Wobei mich die Eigenkomposition der Herren als Widmung an ‚La Negra‘ besonders beeindruckt.

Davie Anderson – The scottish Way of Music?

Damit sind wir bei 7. Die noch fehlenden 10 MusikerInnen finden sich auf DAVIE ANDERSON’s „Love so Strong“. Jedoch nicht alle gleichzeitig, sondern in wechselnder Unterstützung für den schottischen Singer / Songwriter, der auch im Alleingang mit Stimme und Gitarre überzeugt. Neben Songs und Harmonien aus der heimischen Folklore mischt er unter die Songs gekonnt Bestandteile aus Country / Americana, Rockabilly und Blues. Er outet sich als Fan von Big Country, Buddy Holly und Robert Burns, was auf seinen breiten Hintergrund verweist. Dabei arrangiert er seine Songs absichtlich sparsam, lässt alles nachvollziehbar, authentisch und echt klingen, wie seine Stimme. Well done, Mate!


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