Von Günter, 26.05.2021

ÄNI(X)VÄX/ SQUID/ JESSE LEE & THE ALCHEMISTS/ REMBRANDT FRERICHS TRIO/ NCY MILKY BAND/ FLORIAN ROSS & LUCAS LEIDINGER

Äni(x)Väx – Äni(x)Väx - Punk

Nachdem sich der Pulverdampf von AdAm’s Promo-Feuerwerk zum Veröffentlichungs-Wochenende etwas gelegt hat, wird an dieser Stelle der Hype zu „Schock & Drama“ fortgesetzt. 32 Jahre nach dem letzten (Re-Union) Konzert von ÄNI(X)VÄX (Änimälwäx) hat die erste LP der berühmt-berüchtigten Punk-Combo heute zwar musikalisch nicht unbedingt zwingende Relevanz, aber für Zeitzeugen und Nachgewachsene hohen dokumentarischen Wert, allein schon wegen der Fotos im 20 seitigen Booklet. Punk aus Münster – schon ein Widerspruch in sich. Erstmalig gibt’s deren Sound nicht mehr nur von schrammelnden Musik-Kassetten sondern in so gut wie möglich aufbereitetem Klang auf Vinyl. Halb aus dem Studio, halb Live, wo sie landauf landab ein echtes Erlebnis waren. Ganz im Sinne ihrer ‚DIY‘- Ästhetik gibt es den Tonträger bevorzugt in InhaberInnen geführten (nicht nur Platten-) Läden, deren BetreiberInnen neben dem Herz für den Umsatz im Besonderen ein Ohr für Musik haben. Und die Edition für Münster natürlich nicht in schwarz, sondern rot….(obwohl..?)


Squid – Squid - Punk

Mit Punk hat SQUID ’s „Bright Green Fields“ auch zu tun, allerdings in der Version 40 Jahre später. Nicht mehr als äusseres Erkennungsmerkmal, sondern im Überschreiten üblicher (musikalischer) Limitierungen. Zwischen Soundscapes, funky Riffs, Rawk und Dringlichkeits-Vocals à la frühe Clash leben sie den aus der Vergangenheit hervorgegangenen Sound im absolut zeitgemässen Gewand. Wohlkonstruiert und trotzdem spontan klingend.


Auch hier: Alte Vorlage, neue Interpretation. JESSE LEE & THE ALCHEMISTS . Blues aus Frankreich, mit Sängerin und Band. „Let it shine“ bedient sich an der 3 Akkorde Formel mit manchmal einem extra und ansonsten eher an den Hardrock orientierten Kollegen aus USA oder UK. Handwerklich solide mit fetten Grooves und viiiel Gitarre, mir persönlich (very old school..) zu wenig Blues.

Was Schönes von Nachbarn aus den Niederlanden. Das REMBRANDT FRERICHS TRIO hat für sein „Graffiti Jazz“ eine sehr individuelle musikalische Sprache gefunden. In konventioneller akustischer Besetzung liefert es Improvisation, Klänge und Tempo mit Einflüssen aus diversen Bereichen. Ob als romantische Ballade, Piano mit Slapstick-Drums Begleitung oder Cover Version (50 Ways to leave Your Lover), handwerklich ausgebufft und ohne Worte humorvoll, vollführt es diese Gratwanderung und erinnert mich in Riffs und Druck an zeichensetzende Rock-Jazz-Fusion-Momente, aber ganz ohne Strom!

Die hier sind intelligent, gut ausgebildet und vielseitig, wissen aber wohl noch nicht genau, wo sie hin wollen. Die NCY MILKY BAND startet ihr „Burnin‘ in“ mit einer wilden Geräuschkollage, lässt eine fast Barjazz Ballade folgen, danach ein beinahe Popsong und ein Anflug früher Pink Floyd. Und so bunt weiter. Fabelhafte Bandbreite, kurzweilig zu hören, wenn auch noch nicht wirklich zielstrebig umgesetzt.

Ross & Leidinger – Piano hoch 2

2 Pianos, 2 Generationen. FLORIAN ROSS & LUCAS LEIDINGER suchen und finden ihre Gemeinsamkeiten, umspielen und improvisieren die Motive des jeweilig Anderen, faszinieren sich auf „Checks & Balances“ gegenseitig mit dem Klang der Flügel im Deutschlandfunk-Kammermusiksaal in Köln. Jeder bringt ein paar eigene Kreationen ein, das meiste erarbeiten sie zusammen und einigen sich auf J. Mitchell’s ‚Amelia‘ als einzige Coverversion, die sie mit erkennbarem Respekt und viel Liebe in ein Duett für 2 Klaviere verwandeln.


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