Von Günter, 04.05.2011

RORY GALLAGHER/ MARIANNE FAITHFULL/ DORIS DECKER/ ORAN ETKIN/ RAINER TEMPEL & NDR BIGBAND/ RANDY WESTON/ ERIC LEGNINI & AFRO JAZZ BEAT/ BENNY GREEN/ FRIEDMAN & LIEBEZEIT/ BEGINNER’S GUIDE TO AFRICAN BLUES

Es hängt wohl mit der jazzahead in Bremen zusammen, dass im April so viele neue Jazz CDs herausgegeben wurden. Deshalb heute vieles mit wenigen Worten.

Eric Legnini - Afro Beat, Jazz und Soul

Vorweg 2 DVDs, RORY GALLAGHER’s „Irish Tour ‘74“ ergänzt um die hochgelobte Dokumentation seiner folgenden Japan Tournee ist für echte Gitarren - und Bluesrock-Freaks mindestens so unverzichtbar, wie MARIANNE FAITHFULL’s „Live in Hollywood 2005“ mit bestens ausgesuchtem Songmaterial und hervorragend besetzter Band erwähne ich hier noch einmal, wenn ich sie ausgiebig angeschaut habe.


Friedman & Liebezeit - Variationen in Rhythmus

Die bereits 3. Platte von DORIS DECKER (die anderen beiden kenne ich nicht) „Pictures by Picasso“ stufe ich musikalisch auf dem halben Weg zwischen ANNETT LOUISAN und INA MUELLER ein. Deutlich mehr Stimme, als die eine und weit weniger plakativ, als die andere. Noch dazu mehr als ordentlich in englisch und sogar 1x spanisch gesungen. DORIS‘ Backup-Band hält den Standard der Begleitmusiker der Erstgenannten übrigens ohne Probleme.
ORAN ETKIN’s neues Album „Wake up Clarinet“ und die dahinter stehende Idee sollten sich alle Musik-Pädagogen zuerst zu Ohren und dann zu Herzen nehmen. Jungen und jüngsten Menschen spielerisch den Umgang und das Verständnis für Musik zu vermitteln halte ich für eine sehr ehrenvolle Aufgabe.


Beginnerís Guide to African Blues - Grosser Überblick

RAINER TEMPEL ist nicht nur einer der fleißigsten „Plattenmacher“ in der deutschen Jazz - Szene. Der knapp 40-jährige Pianist und Professor hat sein aktuelles Werk „Serious Fun“ für die NDR BIGBAND komponiert, arrangiert und mit ihr eingespielt. Zwischen dem immer mal wieder swingenden Bigband-Körper, eher ruhigen, beinahe poppigen Passagen und Instrumenten-Einsatz, der bei mir Erinnerungen an FZ hervorruft, geht es fließend hin und her. Zeitlos modern und für den Genuss braucht es nicht einmal ein besonders geübtes Ohr.


Weiter geht es mit einer Live-Aufnahme von RANDY WESTON und seinem AFRICAN RHYTHMS SEXTET. „The Storyteller“ präsentiert das Sextett als homogen funktionierende Einheit aus 6 austrainierten Individualisten. Moderner, zeitgenössischer Jazz, von fein melodisch bis dynamisch kraftvoll auf Motiven, die nicht unbedingt als afrikanisch erkannt werden wollen.

Deutlicher treten diese zutage auf ERIC LEGNINI & THE AFRICAN JAZZ BEAT. „The Vox“ lebt von seiner ungewöhnlichen Mischung aus Afro Beat in sehr jazziger Variante und zwischendurch eingestreuten wunderbaren Balladen, die eher verwandt sind mit Soul bzw. Gospel. Von der Sängerin KRYSTLE WARREN werden wir sicher noch hören!
Auf seiner ersten Trio-Platte seit mindestens 10 Jahren Interpretiert Pianist BENNY GREEN mit PETER und KENNY WASHINGTON an Bass und Drums 10 seiner „ewigen Favoriten und Inspirationen“ von Größen des Jazz (HORACE SILVER, DONALD BYRD, DIZZY usw.). Hervorragend umgesetzt, aber in der Zeit nach e.s.t. doch vielleicht etwas konservativ.

Minimal aber äußerst spannend ist das 4. Volume der „Secret Rhythms“ Reihe von BURNT FRIEDMAN & JAKI LIEBEZEIT. Moderner Sound-Frickler und austrainierter Krautrocker, von 2 Seiten zum gleichen Ziel. Minimale Komposition und dann den Rhythmus sich selbst finden und entwickeln lassen, mit nicht definierbaren Klängen ergänzen und dann und wann eine gekürzte Harmonie einstreuen. Einfach an der Oberfläche und trotzdem kann m/f sehr tief eintauchen.
Den 2. Stern der Woche vergebe ich an die 3er Box „BEGINNER’S GUIDE TO AFRICAN BLUES“. Hervorragende Beispiele dieser Musik ausgesucht aus dem mittlerweile Berg der Veröffentlichungen und jeweils eine CD für die Bereiche Senegal & Mali, eine für Nordafrika, Touareg und Äthiopien und die dritte für West - und Zentralafrika auf der auch die vorgelagerten Inseln präsentiert werden. Von ALI FARKA TOURE über TAMIKREST zu D’GARY. Ungewöhnliche Instrumentierungen, aufregende Stimmen, verwegene Rhythmen. Wenn ich nicht genau wüsste, dass der Blues aus Münster (oder Hildesheim) kommt, würde ich seine Wurzeln dort suchen.

Na Dann. Tschüß! i.m.trend@muenster.de

Cover Eric Legnini - Afro Beat, Jazz und Soul | Cover Friedman & Liebezeit - Variationen in Rhythmus | Cover Beginnerís Guide to African Blues - Grosser Überblick auf 3 CDs

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