Von Günter, 16.02.2022

MARKUS BURGER/ SENDECKI & SPIEGEL/ SILVERBACKS/ JOSS STONE/ MILIAN OTTO/ PLASI/ WOVENHAND

In dieser Ausgabe geht es wieder langsam aufwärts mit der Anzahl der beteiligten MusikerInnen. Den Anfang macht MARKUS BURGER mit seinen „Vienna Sessions“. Im Alleingang an seinem Bösendorfer Flügel spielte er seine 16 mehr oder weniger kurzen Impressionen an 2 Nachmittagen ein. Melodische Ideen, in denen er minimal improvisierend seinen von Wien geprägten Stimmungen und Gefühlen Ausdruck verleiht und dabei den aussergewöhnlichen Klang des Instruments geniesst.

SENDECKI & SPIEGEL setzen ihre Duo-Arbeit fort mit „Solace“. An Piano und Drums loten sie die Möglichkeiten von Ausrüstung und Ideen aus. Mit der weltweit geschätzten Virtuosität des Herrn Sendecki an den Tasten und Herrn Spiegels gezielter Klangmalerei entwickeln sie unerwartete Mosaike aus Emotion und Dynamik, aus romantischer Klassik und rhythmischer Extravaganz. Das hochentwickelte Zusammenspiel erwartet von den Hörenden volle Konzentration, selbst bei der intimen Version von P. Gabriels ‚Don’t give up‘.

Gut, wenn m/f Zeit hat durch die eigene Vergangenheit (und vielleicht sogar noch davor..) zu kramen. So interpretiere ich „Archive Material“, die 2. CD der irischen SILVERBACKS . In frischen, dynamischen Songs zitieren sie Klänge, die ihr musikalisches Leben beeinflusst haben. Das reicht von Gitarrensounds des sehr frühen Neil Young über Riffs, wie sie Tom Verlaine Anfang der 80er abfeuerte zu strammen Bassläufen der Gang of Four. Nix kopiert o.ä, einfach aus geliebten Zutaten ganz eigenständige, rundum gelungene Songs mit an der Realität ausgerichteten Texten gestrickt und mit Verve und Optimismus vorgetragen.

‚Denken Sie an Dusty Springfield, Burt Bacharach, Dionne Warwick‘ sagt sie selbst über ihre neue Platte „Never forget my Love“, dazu eine ordentliche Portion JOSS STONE. Zusammen mit Dave Stewart hat sie die neuen Titel entwickelt und mit Studio-Cracks in Nashville eingespielt. Ein Album voll klassischer, zeitloser Songs, angereichert mit Orchester-Arrangements, viel Soul, je einem Spritzer Latin und Gospel und natürlich Joss‘ kräftiger Stimme, mit der sie die Themen leidenschaftlich emotional interpretiert.

Milian Otto – Sag bloss nicht Liedermacher!

Mit einem bunten Mix aus Stilen, Sounds, Genres und Effekten quer durch Jahrzehnte gestaltet MILIAN OTTO seine 2. CD „Corpus Delicti“. Poetische Texte, nicht nur um Liebe und Leid, mit nüchterner aber warmer Stimme vorgetragen zu von Track zu Track wechselndem musikalischen Hintergrund. Sag bloss nicht Liedermacher, das hier ist widerständige Pop-Musik.


Plasi – Als Grieche in Schweden…

War da bei Cat Stevens nicht auch was mit Griechenland? Unter PLASI firmiert der in Schweden lebende Mikael Bitzarakis und bietet auf „Foreign Sea“ gleich 13 zarte, melodische Songs, die mich mit ihrer Liebe zu gekonnt sparsamer Begleitung und Betonung auf der akustischen Gitarre an jenen Anfangs genannten erinnern. Und wenn schon nicht Gitarre, dann ein dezentes Piano und oder wenige Streicher. Wehmut und Romantik, aber schön!


Wovenhand – Alt, aber nicht angepasst

Zum Finale etwas mehr Krach. Zusammen mit dem auch instrumental mitwirkenden Produzenten Chuck French haben WOVENHAND das neue Werk eingespielt. Auf der fortgesetzten Spur des jungen Nick Cave treffen auf „Silver Sash“ krachende Gitarren auf wuchtige Hintergründe aus Synthi, Drums und Band. Einprägsame, kräftige Riffs unter Edwards verhallter Stimme, zwischendurch Tracks mit akustischer Gitarre in Führung, um den Adrenalin-Pegel nicht über zu strapazieren. Auch Wovenhand werden älter, aber keineswegs angepasster.


Archivtexte Ohrenschmauch

Günter Günter

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