Von Günter, 13.04.2022

KAZ HAWKINS/ SVEIN RIKARD MATHISEN & JOHN DEREK BISHOP/ FLORIAN HARTZ‘ FLO & FAUNA/ MAMADOU DIABATE & PERCUSSION MANIA/ DANILO PEREZ/ MAMAS GUN

Mit Unterstützung von FreundInnen und eigenem Durchhaltewillen hat Sängerin/Songwriterin KAZ HAWKINS ihre erste CD fertiggestellt. Bei Dixiefrog, dem Label, das eigentlich für rockende Bluesplatten synonym ist. Blues gibt’s auf „My Life and I“ auch, jedoch ohne Schablone oder 12 Takte. Dafür überzeugenden Gesang, an Soul und Gospel geschult mit Texten, die ihr Leben schuf und passender Instrumentierung. Ob pur zum Piano oder mit angeheuerten Bläsern, stimmige Arrangements setzen ihre Songs ins richtige Licht und bei den 4 ausgewählten Fremdwerken (V. Morrison, N. Simone, Etta James) zollt sie ihren ‚HeldInnen‘ gebührenden und gelungenen Tribut.

Calm Brutalism – Abstrakt, unfertig, spannend!

Gar keine konventionellen Songstrukturen finden sich auf „Calm Brutalism“, der aktuellen Zusammenarbeit von SVEIN RIKARD MATHISEN & JOHN DEREK BISHOP. Der Titel bezieht sich auf den architektonischen Ansatz der rohen und unfertig erscheinenden Oberflächen-Gestaltungen. So bleiben auch die 10 Kompositionen der beiden eher abstrakt, nicht bis zum Optimum weiter veredelt und lassen den Hörenden Raum, die von Effekten geprägten Gitarren- und Sampling-Klänge mit Vorstellungen und Gedanken aus dem eigenen Kopf zu ergänzen. Abstrakt aber spannend

Florian Hartz – Meine Schönheit der Woche

Für „Try Harder“ nennt er sein Basis-Trio aus Bass, den er selbst spielt, Drums (J. Dünnebier) und Keys (Lukas Langguth) FLORIAN HARTZ‘ FLO & FAUNA. Zusammen grundieren diese drei die Leinwand, auf der bei jedem Titel ein gut ausgesuchter Gast an weiteren Instrumenten (Gitarre, Trompete, Vibraphon) seine persönliche Farbe zum Leuchten bringt. Rhythmisch vielseitig, in variablen Stimmungen, mal mit mehr, mal mit weniger Melodie, aber durchgängig mit hohem Anspruch an die musikalischen Fähigkeiten der Mitwirkenden. Bis hin zum letzten Titel auf dem gleich 2 Saxofone, Trompete und Posaune den Sound ‚aufblasen‘. Und Gitarre. Das Solo könnte sich auch auf einer Rock-Platte sehen lassen, wird aber von den Wilson Pickett- artigen Bläsern wieder eingefangen, wobei sich der rhythmische Unterbau beinahe von Chorus zu Chorus neu organisiert. Meine Schönheit der Woche!

Auf „Seengwa“ verbinden MAMADOU DIABATE & PERCUSSION MANIA traditionelle Klänge aus Burkina Faso mit westlichen Elementen aus Klassik und Jazz. Zusammen mit den SängerInnen erzählt das Balafon (Xylofon) aus der Vergangenheit, während afrikanische Handtrommeln und hiesige Perkussion für eine vielhändige Grundlage sorgen. Total 17 MusikerInnen an Saiten- und Blasinstrumenten, von Gitarre über Cello, Viola, Violine zu Kora und Saxofon illustrieren diese Fusion von Klängen aus mindestens 2 Welten, zeigen ein weiteres Mal, dass Musik über Grenzen und Generationen hinweg verbinden kann.

Ja, sag‘ ruhig ‚World Music‘! Pianist DANILO PEREZ und seine ungewöhnlich besetzten Global Messengers (Violine, Cello, Perkussion, Langhalslaute, Kinderchor..) schaffen in den 2 jeweils 4 teiligen Suiten ihres Albums „Crisalida“ eine Klangwelt jenseits meiner geliebten Schubladen. Zwischen arabesken Motiven, jazzigen Improvisationen, gesprochenem Wort und klassisch klingenden Streichern entwickelt dieses Projekt eine Musik, die das Hier und Jetzt nicht negiert, sondern sich auf eine ‚entwickelte‘ Zeit danach ausrichtet.

Mamas Gun – Best of 5

Kurz und gut: Auf „Cure the Jones“ klingen MAMAS GUN nicht (mehr) nach Prince oder L. Kravitz, sondern haben endlich ihren eigenen Sound gefunden, der sich an Funk und Soul der 70er/80er orientiert. Aus dem Klanguniversum entnehme ich Mayer Hawthorne wegen der Gesangs-Arrangements, Marvin Gaye, T-Connection und ein wenig Bill Withers. Gut gegeneinander abgewogen und wirklich überzeugend in Szene gesetzt. Für mich eindeutig die beste von 5!

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