Von Günter, 20.04.2022

TOTAL HIP REPLACEMENT/ SADDLE CREEK/ ANNBJORG LIEN/ MALIKA TIROLIEN/ ULITA KNAUS/ HIGH PULP/ LEY

Total Hip Replacement – Reggae…aus Dänemark/Ghana

Das gibt bestimmt Ärger mit der Kultur-Polizei. TOTAL HIP REPLACEMENT sind eine dänische Band. Und sie spielen schon lange und aus Überzeugung…..Reggae. Die grosse Band-Besetzung, 9 Mann hoch inkl. 4 Bläser, hat den richtigen Groove und ein trainiertes Händchen für die Arrangements. Dazu mehr als 10 HelferInnen, bevorzugt an Gesang und Perkussion, die sie auf ihren Ausflügen nach Ghana kennen und lieben gelernt haben. Das Album „Anyankofo“ (Freunde) wurde entsprechend auch dort, in Accra, aufgenommen, klingt dabei mehr nach ‚Roots‘ als vieles, das z.Zt. aus Jamaika zu uns kommt.

Zwei Frauen, 2 Männer und die gemeinsame Liebe zu Bluegrass, das sind SAD DADDY. Mit sparsamer Ausrüstung (Banjo, Fiddle, Gitarre, Kazoo..), singen tun sie alle, bieten sie auf „Way up in the Hills“ 13 Eigengewächse zum genüsslichen Verzehr, versehen mit Texten, die mindestens so aktuell sind, wie die durchaus unorthodoxe Instrumentierung.

Eine echte Virtuosin auf ihrem Instrument, der Hardanger Fiddle, ist ANNBJORG LIEN. Aus der Tradition schöpfend führt sie ihre 8 MusikerInnen auf „Janus“ von den gewohnten Pfaden zu einer gänzlich zeitlosen Musik, die sich keinem der üblichen Genres mehr zuordnen lässt. Mit Gesang, ohne Gesang und präzisen Angaben zu Spielweise und Stimmung ihrer Fiddle. Ungewöhnlich, einzigartig.

Auch MALIKA TIROLIEN zieht auf ihrem „Higher“ diverse Register. Ein wenig Drama wie Beyonce, Hip Hop Beats, Raps mit gekonntem Flow, jedoch nie ein durchgehender Groove. Rhythmische Brüche, überraschende Taktwechsel, jazzige Anflüge, die Combo setzt das alles unaufgeregt aber dynamisch um. Ihre kraftvolle Stimme ist das verbindende Element, mit dem sie vielfältige Stimmungen und Gefühle zum Ausdruck bringt.

Etwas schade, dass in meiner Info die Dichterinnen nicht genannt sind, für deren Werke ULITA KNAUS mit ihren Musiker-Kollegen einen treffenden musikalischen Rahmen geschaffen hat. Ganz Old School á la Porter oder Gershwin swingt die kleine Band und liefert die handwerklich perfekte Basis für Ulita’s ausschweifende Gesangs-Variationen. „Old Love and new“ ist der passende Titel für dieses Werk, das alten Stil mit neuem Inhalt und frischem Schwung versieht.

High Pulp – Is that Jazz? Is egal!

Nach eigener Aussage hat keiner von ihnen eine akademische Ausbildung am Instrument. Das hindert die 6 Herren von HIGH PULP nicht, zusammen mit 9 Gästen auf 10 Titeln eine absolut eigenständige Variante Jazz zu kreieren. 2 Bläser plus Bass und Drums plus 2 Mann an diversen, nicht nur synthetischen, Tasten und Gäste vornehmlich an weiteren Blasinstrumenten. „Pursuit of Ends“ bewegt sich zwischen Experimentierfreude, raffiniertem Indie-Pop (ohne Gesang)und improvisierten Jams. Trainiert in vielen Sitzungen in vielen Jahren wissen High Pulp genau, wie ihre Musik klingen soll und die Frage „Is that Jazz?“ beantworten sie klar mit: „Is doch egal!“

Ley – Lokalheld/in macht’s gut!

Wer bis hier durchgehalten hat wird mit einem Leckerchen belohnt. Lokalheld/in LEY, Bass, akustische Gitarre und Gesang hat mit ausgesuchten Freunden ihre erste CD fertig gestellt. Alles selbst gemacht, Texte, Musik, Arrangements und dazu die einprägsamen Gesangslinien in Englisch oder Deutsch. Ihre wandlungsfähige Stimme und die sparsam effiziente Begleitung setzen ihre Ideen ins richtige Licht. Sei es rein akustisch, Reggae Groove, Pop oder Funk, die Akkorde sitzen, die Bass-Riffs auch, dazu ein romantisches Vokal-Duett mit Ronald L., der auf ‚Killerbraut‘ die Chorusse zwischen den Strophen auf der elektrischen seinen Tribut an B.B. (oder doch Eric?) zollt. Gibt’s in allen lokalen Schallplattenläden!

Archivtexte Ohrenschmauch

Günter Günter

Beiträge 2022