Von Günter, 04.05.2022

RÖYKSOPP/ GRAHAM NASH/ MÄTZN QUARTETT/ TRISH CLOWES/ JOHN McCLEERY/ JOE PATTON TRIO/ PENGUIN CAFE

Szenegrössen wie RÖYKSOPP brauchen meinen Anschub nicht mehr, aber den Hinweis auf deren neues Werk „Profound Mysteries“ verkneife ich mir nicht.

Dafür ist der hier vielleicht schon vergessen. GRAHAM NASH veröffentlicht in diesen Tagen unter dem Titel „Military Madness“ einen Live-Mitschnitt seiner beiden ersten Platten (Songs for Beginners/Wild Tales) und klingt dabei nicht von ungefähr wie seiner Zeit der Allstar Vierer Crosby, Stills, Nash & Young. Stimmlich noch sehr gut aufgestellt, voll ausgestattete Band und inhaltlich auch nach mehr als 40 Jahren mehr als relevant.

Einen Bezug zu nordischen Volksliedern (wie in der Info angekündigt) finde ich auf „Mangata“ nicht. Das MÄTZN QUARTETT des Vibrafonisten Matthias Hohmann frönt viel mehr dem swingenden Jazz. Liegt vielleicht an seinem Instrument, begleitet und unterstützt wird er von Sax, Bass und Drums. Allerdings begrenzen sich die Herren nicht auf ausgesuchten Wohlklang, inspirierte Soli, Improvisation und intensives Zusammenspiel erzeugen Spannung und lassen die CD kürzer erscheinen, als sie tatsächlich dauert.

Trotz Album Nummer 4 habe ich vorher noch nichts von Saxofonistin TRISH CLOWES gehört. Ihrem „A View with a Room“ merkt m/f jahrelange Erfahrung und Spielpraxis deutlich an. Mit g/p/dr im Quartett bewegen sich die 8 selbstkomponierten Titel zwischen abstrahierten Rhythmen, Ausflügen auf dem Sax in mildem aber bestimmten Ton, feiner Gitarrenarbeit, die mich an Herrn Abercrombie erinnert, und balladesken Momenten. Zum mehr als interessanten Gesamtklang tragen die unkonventionelle Spielweise des Drummers genauso bei, wie die melodische Unterstützung des Tastenmannes. Den Bass vermisse ich hier nicht.

Jono McCleery – Berührende Songs

Nach den ersten Takten hatte ich sofort die Assoziation John Martyn. Ebenfalls Brite ist JONO McCLEERY niemand, der einer alten Spur folgt. Sein „Moonlit Parade“ hat bisweilen die Melancholie und Intimität des genannten, 40 Jahre oder mehr später setzt er das musikalisch weit vielseitiger um. Mit der akustischen Gitarre und reserviertem Gesang schafft er die Grundstimmung, aus der seine Band mit b/dr/keyb emotionale und tief berührende Songs gestaltet. Sein bereits 5. Album seit 2008 zeigt ihn auf dem Höhepunkt seines Schaffens, in Musik und Text schnörkellos poetisch, in den Arrangements knapp und klar. Da schaue ich doch direkt nach dem 2015er Vorgänger „Pagodes“. Solch ehrliche Gestaltung und Vortrag lasse ich mir nicht entgehen.

:Joe Tatton Trio – Steht auf Mose Allison

Irgendwo zwischen Blues, Boogie, Northern Soul und New Orleans Stilen bewegen sich das JOE TATTON TRIO und seine ausgewählten Gäste. Nicht zu vergessen sein an Mose Allison orientiertes Piano Spiel und dessen ironisch bis sarkastische Texte. Bass und Drums liefern den lässigen Groove, auf dem Joe seine kritischen und nicht immer ‚political correct‘ formulierten Aussagen verbreitet. Diese 12 Tracks auf „Big Fish“ bieten auch dank der Gäste an Flöte, Sax, Trompete, Gitarre und sogar Streichern leichtfüssige musikalische Abwechslung auf hohem Niveau. Auch in langsamerem Tempo!

Penguin Cafe – Musikalischer Spaziergang

Das Original von 2011 habe ich gerade nicht zur Hand. Das PENGUIN CAFE, seit Neustart ohne ‚Orchestra‘, hat nach 10 Jahren das Debüt „A Matter of Life“ generalüberholt und eine liebevolle Neuauflage fertig gestellt. Arthur Jeffries, Sohn des Gründers Simon, und seine 10 Mit-MusikantInnen an erstaunlichen Instrumenten vollführen einen musikalischen Spaziergang zwischen nach klassischem Muster komponierten Titeln, Minimalismus und Klängen aus aller Welt. Von gut gelaunt bis traurig, von tragisch zu leicht und locker. Eben Penguin Cafe, wie vom Gründer in den 80ern gewünscht.

Archivtexte Ohrenschmauch

Günter Günter

Beiträge 2022