Von Günter, 19.10.2022

RENEGADES OF JAZZ/ DILLON/ BUGGE WESSELTOFT & HENRIK SCHWARZ/ HILDE LOUISE ASBJORNSEN & ANDERS AARUM/ STEFAN KOSCHITZKI & FABIANO PEREIRA/ .JOSE AFONSO/ BILL EVANS & ROBBEN FORD/ DIVE/ DE-PHAZZ

Auch auf dem 5.Werk als RENEGADES OF JAZZ bewegt sich David Hanke nicht von seiner Grundidee ab. Geliebte Sounds und Grooves aus der Vergangenheit nachzubauen und mit moderner Produktion/modernen Produktionsmitteln in ein zeitgemässes Gewand zu stecken. Das Rhodes Piano ist beinahe Pflicht, Stimmen oder Blasinstrument nur bei passender Gelegenheit. Und auf keinen Fall die ausgeruhte Grundstimmung verlieren. „Sonic Verve“ (CD/LP) wird die Welt nicht retten, für den einen oder anderen angenehmen Abend reicht sie auf jeden Fall.

Auf ihrem ersten Album seit 2017 nagelt DILLON geradeheraus den Zustand der Welt bzw. der Menschen an die Wand. In ernsten Worten singt sie über Klischees und Vorurteile, gegen das Jammern über selbst geschaffene Umstände und empfiehlt Empathie und Selbstliebe, Geduld und Verletzlichkeit. Entsprechend sensibel in Szene gesetzt von Alexis Troy. Von sparsamster Untermalung bis zu wuchtigem Background. Sehr beeindruckend, nicht geeignet für nebenbei.

Das hätte auch ganz schön kopflastig werden können. „Duo II“ von BUGGE WESSELTOFT & HENRIK SCHWARZ ist stattdessen ein buntes Kaleidoskop aus der reichen Fantasie der Protagonisten. Bugge der Jazz Buff und Henrik der DJ und Knöpfe Dreher finden einen äusserst lebendigen Weg ihre Ideen zu verschmelzen, an den richtigen Stellen mit HelferInnen zu versehen (Stimmen, Streicher) und daraus einen süffigen Mix aus Neoklassik, Jazz, Elektronik und Melodie-Seligkeit des Pop zu gestalten.

Ganz ohne Strom arbeiten HILDE LOUISE ASBJORNSEN & ANDERS AARUM. Er begleitet sie einfühlsam und zurückhaltend auf dem Piano, sie trägt ihre Texte sehr emotional aber kontrolliert mit klarer Stimme vor, dabei reicht die Bandbreite von Chanson zu Musical, von Jazz zu Weill. „Movies & Stories like this“ ist romantisch, melancholisch, stimmungsvoll.

Noch ein Duo, aber mit Band, STEFAN KOSCHITZKI & FABIANO PEREIRA und ihr „Brazilian Blues II“. Beide nutzen verschiedene Instrumente (Stefan Sax und Keys, Fabiano Gitarren) und zeigen mit ihren HelferInnen ein feines Gespür für die Ausdrucksmöglichkeiten der im Titel genannten Genres, ohne sich an möglichen Fussangeln zu verheddern oder in Stereotypen gefangen zu bleiben.

Kurzer Hinweis für die wirklich Älteren unter uns. In den letzten Monaten wurden die wichtigsten Platten des portugiesischen Polit-Liedermachers JOSE AFONSO wiederveröffentlicht. Wenn der Name nicht klingelt, ok, andere werden sich freuen und sich an das Ende der Diktaturen in Griechenland, Spanien und natürlich Portugal erinnern.

Bill Evans & Robben Ford – Jazz rocks!

BILL EVANS & ROBBEN FORD plus Bass und Drums spielen auf „Common Ground“ Jazz Rock im besten 70er Stil ohne dabei jedoch ihre anderen Faibles aussen vor zu lassen. Etwas Ballade, bisschen Blues, gepaart mit einer famosen Rhythmusgruppe und handwerklicher Brillianz. Tut’s!

Dives – Frischer Wind aus Wien

Schöne Erinnerung an Bangles, Go-Gos etc. bringt das Wiener Frauentrio DIVE auf diese Seite. Kurze, knackige Songs mit b, dr, git, den passenden Vocals und dem Schwung der 80er, jedoch ersetzen sie das ‚alles ist so schön neu‘ Feeling mit ihrer eigenen Sichtweise auf das Hier und Jetzt und einer passend schlanken Produktion.

De-Phazz – Schampus für dieses Jubiläum

Was, schon 25 Jahre? So lange erfreuen mich DE-PHAZZ mit ihrer leichtfüssigen, augenzwinkernden Version von Lounge Musik. Zu diesem Jubiläum haben sie für das „Jelly Banquet“ fast alle BegleiterInnen aus der Zeit plus einige neue Namen zusammengetrommelt. Über fast 80 Minuten breiten Herr Baumgartner und sein Dunstkreis ihre weitgefächerten Vorstellungen von intelligenten, eingängigen Songs in unterschiedlichsten Stimmungen aus. Mit erstklassigem Handwerk, State of the Art‘ Produktion und natürlich Rhythmen und Stimmen von fast überall. Selbst Inga Rumpf ist dabei!

Archivtexte Ohrenschmauch

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