Von Günter, 09.11.2022

LISETTE SPINNLER & CHRISTOPH STIEFEL/ JEB LOY NICHOLS/ IBRAHIM MAALOUF/ GUTS/ EVA KLESSE QUARTETT/ LUCIEL/ ALEXANDRE THARAUD

Lisette Spinnler & Christoph Stiefel – Positive November Musik

Passend zu Datum und Wetterveränderung kommt hier das erste November-Album. LISETTE SPINNLER & CHRISTOPH STIEFEL, die seit langem als Duo unterwegs sind, stellen „The Heartbeat of a Bird“, ihr 2. gemeinsames Album vor. Mit einer Stimme, die gelegentlich nach Trompete klingt und dem Pianisten, der so präzise wie sparsam die Themen seziert. Zwischen 3 eigenen, konkret vorbereiteten und aus dem Moment heraus improvisierten 4 Titeln gibt es 3 tiefgründige Covers in Varianten, die auch den Komponisten extrem gefallen würden. Tiefgründig, positiv.

Ein Songwriter auf Sherwoods On-U Sound Label? JEB LOY NICHOLS hat sein neues Werk „United States of the broken Heart“ dort produziert. Klingt nur gelegentlich (wenn Bläser arbeiten) ein wenig nach Reggae. Schmal produziert, Fokus auf seine warme Stimme zur akustischen Gitarre und gelegentlich durch etwas Band und Streicher abgerundet. Aus dem Titel lässt sich schon deutlich auf den Inhalt seiner Songs schliessen.

Nach einem sehr individuellen Album mit Weihnachtsliedern im vergangenen Jahr reist IBRAHIM MAALOUF weiter heraus aus seinem ‚Boxring‘ und bringt mit Hilfe zahlreicher Gäste (Stimmen) „Capacity to Love“ einen sehr originellen kulturellen Schmelztiegel heraus. Ein spannender Mix aus seiner nordafrikanischen Tradition und aktuellen Sounds aus Pop und Hip Hop. Mit erstaunlichem Namedropping, von De La Soul zu Gregory Porter, von JP Cooper zu Sharon Stone. Inhaltlich kritisch, aber bunt und lebensbejahend. Nicht weit von ‚Jazzmatazz‘.

Guts – Kulturaustausch!

Ein weiteres schwer zu fassendes Exemplar: Produzent GUTS hat für seine Doppel CD „Estrellas“ 3 ‚Delegationen‘, wie er sie nennt, ins Studio nach Dakar eingeladen. Afrikaner, Kubaner und Europäer, die ihre jeweilige musikalische Herkunft durchmischen. 25 Musiker, 15 Tage, diverse Sprachen und noch diversere Rhythmen und Klänge. Schwer zu umreissen, CD 1 klingt mehr nach spontanen Jams mit Latin- und Afro-Beats, CD 2 mehr nach zumindest vorkomponiertem Material. Schwungvoll und mit viel Enthusiasmus eingespielt versammeln sich hier fast 2 Stunden Tradition und Moderne dreier Kontinente.

Mit der Drummerin als Leader zeigt das EVA KLESSE QUARTETT, dass sich frei und melodiös, geplant und aus der Situation heraus wundervoll ergänzen. Zurückhaltend und Band-dienlich versprühen die vier plus Gast Wolfgang Muthspiel ein tiefes Gefühl für den Blues, ohne ihn auch nur einmal an der Oberfläche auftauchen zu lassen. Klar, bei dem Titel „Songs against Loneliness“, oder?

Luciel – Fast amerikanisch perfekt

Ganz eindeutig US-Schule, um nicht zu sagen Steely Dan, sind LUCIEL. Auch „From Ouside“, das 2. Werk, enthält detaillierte Arrangements, geschickte Grooves aus der Mischung von Rock und Soul mit einem leichten Hang zu Jazz. Raffiniert kombiniert und mit Hilfe passender Gäste zu einem Album aus einem Guss gestrickt.

Gleich mit einer Doppel CD versucht ALEXANDRE THARAUD das Publikum für klassische Klänge zu begeistern. Sein „Cinema“, eingespielt mit dem Orchestra dell‘ Academica Nazionale die Sante Cecilia mit Dirigent Antonio Pappano enthält auf CD 1 von ihm geliebte Titelmusiken aus mehr oder weniger bekannten Filmen, in denen er die orchestralen Parts mit seinem herausragenden Spiel auf dem Piano abrundet, auf CD 2 finden sich weitere 28(!) Themen für Klavier solo, auf einigen Titeln durch einzelne Instrumente ergänzt. Emotional, feinfühlig und handwerklich erlesen. Den 1. Teil wird es ab Januar sogar als LP geben!

Archivtexte Ohrenschmauch

Günter Günter

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