Von Günter, 03.05.2023

BAABA MAAL/ ZUCO 103/ RICKIE LEE JONES/ PEARL & THE OYSTERS/ YELENA ECKEMOFF/ ALAN BARTUS/ RAY GREENE/ THE HUMAN ELEMENT/ ALBERTO N.A. TURRA & PEPPE FRANA/ REBEKKA BAKKEN/ DOMINIC MILLER

Baaba Maal – Pionier und Botschafter

Es tut mir leid, in der vergangenen Ausgabe nicht dabei gewesen sein zu können. Das versuche ich in dieser Ausgabe nachzuholen. Also viel Musik und wenig Text. BAABA MAAL, Pionier und Botschafter afrikanischer Sounds in unverwechselbaren Arrangements und Instrumentierungen meldet sein „Being“ Album. Von handfesten Tempi und Rhythmen zu hypnotischen Klängen.

Das Amsterdamer Trio ZUCO 103 nennt sein neues Werk „Telenovela“. Dafür haben sie ihren Sound, international unter ‚Brazilectro‘ vermarktet, weitestgehend abgestrippt. Es bleiben jazzige Harmoniewechsel, AfroBeats, Kubanisch-Lateinamerikanisches und natürlich Brasil. Grösster Pluspunkt, die authentische Stimme von Lilian Viera.

Rickie Lee Jones – Jazz aus Coolsville

Die vielleicht intimst-mögliche Intonation des Great American Songbook gelingt RICKI LEE JONES mit ihren „Pieces of Treasure“. Mit kleiner Besetzung, g,b,dr,p beginnt das Album mit dem schwebenden Vibrafon von Mike Mainieri und setzt die Stimmung für die folgenden 9 Titel zwischen kennt m/f und hätte ich nicht erwartet. Langsam, jeder Ton ein Treffer, und ja, Rickie ist älter geworden, so wie wir, ihre Stimme war jedoch nie besser. Ich finde lediglich das Cover nicht gut gewählt. Trotzdem absoluter Sommerabend Tipp!

Eine sehr eigenwillige Mischung aus frankophilem Gefühl, ein wenig Jazz, Westküsten Sounds und Space-Elektronika hat das aus Paris nach L.A. übergesiedelte Duo PEARL & THE OYSTERS zusammengebastelt. Lässige Grooves, seltsam gluckernde Geräusche aus der ‚Black Box‘ und Juliettes immer noch nach Frankreich klingender Gesang machen die Tour „Coast to Coast“ zur sehr unterhaltsamen Reise.

Die ganze Story dieser Doppel CD auch nur kurz zusammenzufassen fehlt mir der Platz. Die ungemein fleissige Pianistin/Komponistin YELENA ECKEMOFF erzählt die Geschichte „Lonely Man and his Fish“ im Quintett mit dr,b, Kornett und Flöten. Wohlklingende Harmonien, inspirierte Improvisationen, speziell von Kirk Knuffke dem Kornettisten als Charakter des Mannes und der Shakuhachi und andere Flöten spielende Masaru Koga als der Fisch bebildern diese Geschichte vor dem geistigen Auge.

Im Trio plus Trompete auf 3 Titeln präsentiert der erst 21jährige Pianist ALAN BARTUS sein Tonträger Debut „Born in Millennium“. Mit Vater Stefan am Bass ist er natürlich exzellent eingespielt und ist nicht nur ein filigraner Einzeltöne Spezialist, sondern auch seine gut gesetzten Akkorde verhelfen seiner Version Modern Jazz zu einer ordentlichen Portion Swing.

Eine gelungene Mischung aus Soul und Pop liefert RAY GREENE. Als Sänger bei Santana und Bläser bei Tower of Power sind ihm Rhythmen Harmonien oder komplexere Arrangements keine Fremdworte. ‚Klassischer‘ Soul Vocalist á la Teddy Pendergrass oder Harold Melvin, für jüngere vergleichbar mit den besseren Soulsongs von Simply Red.

7 melancholisch Zarte Duette intonieren THE HUMAN ELEMENT auf ihrer EP. Gitarre, Saxophon, etwas Gesang und Harmonium kommen dazu. Feinfühlig gelassen.

Noch ein Duett: Elektrische Gitarre ‚gegen‘ Oud. Auf „Jinn“ umspielen und ergänzen sich die beiden Virtuosen ALBERTO N.A. TURRA & PEPPE FRANA. Zwischen rasant und laut, selbstgemacht, und traditionellen Titeln mit Respekt.

Mit g,b,dr, keys, davon manchmal gleich 2 legt REBEKKA BAKKEN nach gefühlt langer Pause eine neue Platte vor, mit ‚alten Schätzchen‘. 15 Songs die immer „Always on my Mind“ waren in kargen, sehr persönlichen Interpretationen mit vorzüglicher Band. Und nicht nur aber auch ‚echte Hits‘.

Dominic Miller – Melodien in Zeit und Raum

Zum Finale die wunderbar zarte neue Platte von DOMINIC MILLER. Der Gitarrist gibt in seinem Quartett nicht den Gitarrengott, sondern formuliert auf „Vagabond“ mit seinen Akkorden und Einzeltönen ungeahnte Melodien, lässt der Combo viel Raum, die sich seinem überlegt entspannten Spiel inspiriert anpasst. Und klingt.

Gern testen im Stream, was gefällt, bitte kaufen. Auch wenn sie nix dran verdienen, zeigt es den KünstlerInnen Wertschätzung!

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